Moderne Literatur
Alexander Osang: Fast hell
»Ich hatte Angst vor Verlust und Angst vor Anpassung, immer abwechselnd. Angst davor Ostdeutscher zu bleiben, Angst davor, Westdeutscher zu werden.« Als ich meine journalistische Tätigkeit vor dreißig Jahren begann, habe ich neben regelmäßigen Konsultationen bei meiner Mentorin Feuilletons,...
Wolf Haas: Junger Mann
Wolf Haas kann mehr als nur den Brenner, und »Junger Mann« ist sein vierter literarischer Ausflug jenseits des österreichisch-schwarzhumorigen Ermittlers. Während man sofort von Haas‘ typischem und einzigartigen Schreibstil gefesselt ist, braucht es jedoch einige Zeit, sich mit dem Inhalt...
Andrea Bartz: Flashback
Lindsay hat in ihrer Jugend hart gefeiert und so mache Party endete mit einem Blackout. An einem dieser Morgen danach ist etwas Schreckliches geschehen: Während alle feierten, hat sich ihre beste Freundin Edie wenige Stockwerke tiefer erschossen. Zehn Jahre später hat Lindsay mit diesem Leben...
Benedict Wells: Hard Land
Sam ist fünfzehn, an sich schon ein schwieriges Alter. Noch schwieriger jedoch, wenn man Mitte der Achtziger Jahre in einem kleinen Kaff im amerikanischen Nirgendwo sein Dasein fristen muss. Damit aber leider nicht genug. Sam ist zu allem Überfluss auch noch ein Außenseiter wie er im Buche steht....
Hélène Jousse: Die Hände des Louis Braille
Es ist wie ein Reflex. Wenn ich mit einer Packung Arzneimittel aus der Apotheke komme, fahre ich mit den Fingern fasziniert über die perforierten Punktekombinationen, die Blinden den Inhalt erschließt. Dies ist gewiss auch der Bekanntschaft mit dem blinden Bildhauer und Keramiker Dario Malkowski...
T.C. Boyle: Sprich mit mir
Es hat eine Weile gedauert, bis der Titel des neuen Romans von T.C. Boyle feststand. »The Familiar« sollte das Buch zuerst heißen, ließ sich jedoch schwerlich übersetzen. »I am Sam« lautete der zweite Vorschlag. Hat auch nicht so richtig überzeugt. Am Ende entschlossen sich die Verlage für »Talk...
Hilmar Klute: Oberkampf
»Es wäre gut, wenn man sein ganzes Leben durchwaschen könnte oder zumindest den ranzig gewordenen Teil davon. Jonas wäre gerne mit dem Stolz des freudig Erwarteten nach Paris gefahren; stattdessen schlich sich plötzlich die Angst vorm Scheitern in seinen Kopf. (...) Jonas wollte nicht ein weiteres...
Samuel J. Kramer (Hrsg.): Poetry for Future
Im Berliner Satyr Verlag ist eine neue Slam- und Lyrik-Anthologie erschienen. Da sie sich mit dem Thema Klimakatastrophe beschäftigt, ist das Buch stilecht und CO2-neutral auf Recylingpapier gedruckt und mit dem EU Ecolabel und dem Blauen Engel zertifiziert worden. 25 Prozent des Gewinns werden an...
Young-ha Kim: Aufzeichnungen eines Serienmörders
Der Mensch ist ein Häftling, eingekerkert in einem Gefängnis namens Zeit. Ein demenzkranker Mensch ist ein Häftling, eingekerkert in einem Gefängnis, das immer schneller immer kleiner wird. Bis man keine Luft mehr bekommt. (Young-ha Kim in »Aufzeichnungen eines Serienmörders«) Der südkoreanische...
Sten Nadolny: Das Glück des Zauberers
Bemerkenswert, wie es Sten Nadolny gelingt, im »Glück des Zauberers« noch mit erhobenem Zeigefinger so weit ausholend den Holzhammer zu schwingen. Die Ansätze zu dieser Geschichte sind grundsätzlich interessant: Ein über 100 Jahre alter Zauberer namens Pahroc schreibt Briefe an seine neugeborene...
Usama Al Shahmani: Im Fallen lernt die Feder fliegen
Auch ich wollte meinem Namen entfliehen. Das Erste, was ich in der Schweiz hasste, war mein Name. Immer diese Fragen. Ich wünschte mir, Julia, Sara oder Mia zu heißen, wie andere Mädchen in der Klasse. Bis heute leide ich darunter, manchmal hängt mein Name wie ein Stein an mir. Mein Name, mein...
John Niven: Die F*ck-it-Liste
Der Roman spielt in der nahen Zukunft. Donald Trump hat zwei Amtszeiten hinter sich und das Amt an seine Tochter Ivanka übergeben. Die Politik der vergangenen Jahre hat überall im Land ihre Spuren hinterlassen, und die Meinungsfreiheit ist weitgehend abgeschafft. John Niven schildert die...
Ross Macdonald: Mutter und Tochter
»The Wycherly Woman«, so der Originaltitel dieses Lew Archer-Krimis aus dem Jahr 1961, hätte vielleicht sogar besser »The Wycherly Women« heißen sollen, denn hier stehen ganz klar zunächst Mutter und Tochter der Familie im Vordergrund. Die eine (Tochter Phoebe) ist schon seit einiger Zeit...
Nick Hornby: Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst: Eine Ehe in zehn Sitzungen
Verdammt, wenn man darüber nachdenkt, ist es wie beim Brexit. Wir werden noch zwei volle Jahre verhandeln, bis wir uns darüber einigen können, wo die Probleme überhaupt liegen. (Nick Hornby in »Keiner hat gesagt, dass du ausziehen sollst«) Seit seinen ersten beiden Romanen wird der britische...
Michael Crummey: Die Unschuldigen
Um das Jahr 1900 lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei Frauen und Männern in Deutschland bei 44 bzw. 40,6 Jahren (Quelle: statista). Das erscheint einem zunächst erschreckend wenig. Wer sich allerdings die damaligen Lebensverhältnisse der Menschen genauer anschaut, die hygienischen...
Stephen King: Blutige Nachrichten
Schon wieder ein neuer King. Das kann man mit einem genervten Stöhnen von sich geben oder als begeisterten Ausruf. Bei mir ist es eindeutig letzteres. Ein neues King-Hörbuch ist für mich ein freudiger Anlass für eine längere Autofahrt, eine Fahrradtour, eine Wanderung oder sogar Hausarbeit. Dieses...
John Waters: Carsick
Wir schreiben das Jahr 2012. Der amerikanische Kultregisseur John Waters unterzeichnet einen Vertrag, aufgrund dessen er seinem Verlag ein Buch abliefern muss, das einen Reisebericht zum Inhalt hat, genauer gesagt: Der 66jährige wird quer durch Amerika trampen – von seinem Haus in Baltimore,...
Benjamin Quaderer: Für immer die Alpen
Mein Name war einmal Johann Kaiser. Wahrscheinlich haben Sie von mir gehört. Ich bin vierundfünfzig Jahre alt, von Sternzeichen Widder und lebe unter neuer Identität an einem Ort, von dem ich zu meinem eigenen Schutz nicht erzählen darf. Sagen kann ich nur so viel: Es gibt hier Wolken und...