Interessant ist 30 Jahre später, wie Høeg die Politik Dänemarks im Umgang mit seiner Kolonie Grönlands kritisch darstellt; bis heute ein brisantes Thema im Lande. Ebenfalls aufschlussreich ist, sich in ein Kopenhagen von 1992 hineinzuversetzen, das es heute teilweise nicht mehr gibt: Die beschriebene dunkle Hafenromantik am Sydhavn etwa ist längst nicht mehr existent, so mit hässlichen architektonischen Unfällen, wie die Gegend inzwischen zugebaut ist.
Alle Beiträge von
Matthias Bosenick
Terry Pratchett & Stephen Baxter: Die lange Erde 2 bis 5
Nach einem Einstieg mit Sogwirkung fasert die von Terry Pratchett und Stephen Baxter erdachte Reihe »Die lange Erde« in satten vier weiteren Bänden aus. Es mangelt nicht an überraschenden Ideen, jedoch an überzeugender Darstellung (…)
Kathrin Lange: 40 Stunden
Kurzweilig und fluffig gestaltet die niedersächsische Autorin Kathrin Lange ihr Thriller-Debüt, in dem sie zwar das von Skandinavien aus etablierte Genre-Setting einhält, aber nach ihren eigenen Regeln anwendet: Ja, der Ermittler hat eine schwere Bürde zu tragen, aber der Lesespaß leidet darunter nicht.
Anette Hinrichs: Nordlicht – Die Spur des Mörders
Der Fall selbst ist ja eigentlich ganz gut konstruiert, aber sprachlich ist das hier eine entsetzliche Frechheit, ein Krimi, wie es sich ein des Schreibens unkundiger Leser vorstellt, dass er geschrieben sein müsste, ohne eigenen Stil, ohne Fantasie, nach dem Baukastenprinzip für das, was Leute, die am liebsten »alles im Radio« hören, als »gutes Buch« bezeichnen.
Leonie Swann: Glennkill
Wer nach über 15 Jahren doch noch den Mut fasst, sich »Glennkill« von Leonie Swann durchzulesen, wird mit einem schwarzumorig-lustigen, poetisch-assoziativen und gut recherchierten Schafskrimi überrascht. Fabelhaft löst eine Herde Schafe den Fall ihres ermordeten Schäfers und trägt dabei spannend und aufschlussreich unerwartete Fakten über den Toten, die Dorfbewohner und einige Herdenmitglieder zusammen. Macht Bock!
Robert Harris: Der zweite Schlaf
Dieses Buch sollte man dringendst zu lesen beginnen, ohne etwas darüber zu wissen, dann wirkt nämlich der recht frühe Twist umso besser. Wer sich davon indes packen lässt, den enttäuscht Robert Harris jedoch auf Strecke: Aus der höchst spannenden Ausgangslage mit verbotener Archäologie in einem repressiven mittelalterlichen Kirchenstaat macht er eine emotionslose Dreiecksgeschichte mit erdrutschartig hingeschludertem Schluss.
Terry Pratchett & Stephen Baxter: Die lange Erde
Quantentheorie trifft Abenteuerroman: Hier ist alles drin, was das Herz begehrt, Wildwest-Siedlertrecks, Zukunftstechnologie, »Lange Erde« genannte Parallelwelten, Meta- und Quantenphysik, Politwissenschaft und Soziologie, Fantasy, Polizeiaction, Steampunk und, glücklicherweise nur angedeutet, eine Art Romanze.
Arto Paasilinna: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle
Lakonisch, passiv und betulich wirkt der Schreibstil Arto Paasilinnas in seinem Roman »Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle«, und genau damit erzeugt der Finne einen Bruch zum absurden Inhalt, der alles andere als gewöhnlich ist. Aus dieser Fallhöhe berichtet er beinahe naiv von zwei Erfindern, die mit einer eigensinnigen Gebetsmühle im Schlepptau nichts weniger als die Welt verändern.
Wolf Haas: Junger Mann
Wolf Haas kann mehr als nur den Brenner, und »Junger Mann« ist sein vierter literarischer Ausflug jenseits des österreichisch-schwarzhumorigen Ermittlers. Während man sofort von Haas‘ typischem und einzigartigen Schreibstil gefesselt ist, braucht es jedoch einige...
Sten Nadolny: Das Glück des Zauberers
Bemerkenswert, wie es Sten Nadolny gelingt, im »Glück des Zauberers« noch mit erhobenem Zeigefinger so weit ausholend den Holzhammer zu schwingen. Die Ansätze zu dieser Geschichte sind grundsätzlich interessant: Ein über 100 Jahre alter Zauberer namens Pahroc schreibt...
Michael Kleff, Hans-Eckhardt Wenzel (Hg.): Kein Land in Sicht
40 Jahre lang entwickelte die Bevölkerung des Staates DDR eine eigene Kultur, und nach dem Fall der Mauer fand sie so gut wie keinen Nachhall in der gesamtdeutschen Erinnerung. Der westdeutsche Journalist Michael Kleff führte in den ersten drei Jahren nach der so...
Spirou präsentiert: Lady Z (Zyklotrop 3) und Enigma (Rummelsdorf 1)
Dinosaurier fressen Elvis. Klingt überdreht, ist aber ein Höhepunkt in einer an Höhepunkten enorm reichen Comic-Geschichte: Zyklotrop, der Erzfeind des Grafen von Rummelsdorf und damit auch von dessen Freunden Spirou und Fantasio, entwickelt in seinem dritten eigenen...