Genreliteratur
Jan Costin Wagner: Einer von den Guten
Ein glücklich verheirateter Vater einer Teenagerin, der die Ermittlungen gegen einen Pädophilenring leitet und selbst seine pädophilen Neigungen auslebt? Jan Costin Wagners Figur ist die widersprüchlichste und umstrittenste, die mir in meiner Blogger*innen-Zeit je begegnet ist.
Stephen King: Holly
Es gibt in dem neuen Roman von Stephen King keinerlei phantastische Elemente und man könnte ihn komplett dem Krimi-Genre zuordnen. Aber in weiten Teilen ist es auch ein Gesellschaftsroman. Nicht nur wegen der Bezüge zu Corona, sondern auch durch die Thematisierung von Alltagsrassismus und Polizeigewalt in den Staaten …
Sin Blaché & Helen Macdonald: Prophet
Das größte Rätsel an diesem Buch ist das Buch selbst. Die Handlung reicht gerade mal so für eine Kurzgeschichte und trotzdem blieb ich 520 Seiten lang dran. Weshalb, das kann ich nicht erklären. Ehrlich.
Tom De Haven: It’s Superman!
»Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier & Clay« hat die Welt der Comics salonfähig gemacht. Doch während Michael Chabon damit einen Weltbestseller landen konnte, ging Tom De Haven leer aus. Dabei muss sich De Haven hinter seinem jüngeren Kollegen aus Berkeley nicht verstecken.
Mikael Niemi: Wie man einen Bären kocht
Auf eine poetisch erzählte Weise kombiniert Mikael Niemi für »Wie man einen Bären kocht« verschiedene Genres: Whodunnit-Krimi, Historienroman, Liebesgeschichte, religiöses Traktat, Sittengemälde, wissenschaftliche Abhandlung, blutiger Thriller.
Blake Crouch: Upgrade
»Upgrade« von Blake Crouch ist spannende Unterhaltung, die ihren Zweck erfüllt. Aber das ist dieses Mal leider auch alles. Kein Satz in dem Buch, den man zweimal lesen müsste oder möchte. Die starke Grundidee wird nur in Form arg konventioneller Agenten-Action abgehandelt.
Andreas Zwengel: Nützliche Idioten
Mit der Herstellung von Spielzeug lässt sich viel Geld verdienen. Wenige Großkonzerne teilen sich den Markt und verteidigen ihr Terrain mit (fast) allen Mitteln. Dass es regelmäßig zu Machtkämpfen kommt, lässt sich nachvollziehen. In seinem Roman »Nützliche Idioten« richtet Andreas Zwengel seinen Spot auf diese Branche.
Tom Rob Smith: Kälte
»Kälte« von Tom Rob Smith ist ein Pageturner im wahrsten Wortsinn, weil man einfach erfahren muss, wie es weitergeht und was hinter den Ereignissen am Anfang steckt. Die Handlung ist sprunghaft und fertigt Storyentwicklungen in wenigen Sätzen ab, was aber sehr reizvoll ist.
Hardy Crueger: Der Flussmann
Hardy Crueger spielt in seinem neuen Buch virtuos mit unseren Erwartungen. Während man am Anfang mitleidet, wenn die polizeiliche Untersuchung nur quälend langsam vorangeht und die Protagonistin vor Kummer verzweifelt, nimmt der Roman unmerklich Fahrt auf und wird am Ende zu einem furiosen Thriller.
Max Barry: Die 22 Tode der Madison May
Spätestens mit dem mehrfachen Oscar-Gewinner »Everything Everywhere All at Once« sind Multiversen in der Popkultur angekommen. Max Barry findet hier einen gelungenen Ansatz für seine Serienkillergeschichte »Die 22 Tode der Madison May«. Solide Unterhaltung, die nicht enttäuscht.
Bram Dehouck: Weißer Rabe
»Weißer Rabe« von Bram Dehouck ist ein Psychothriller aus den Niederlanden. Es ist der fünfte Roman des Autors, der mit seinen vorangegangenen Werken bereits mehrere Auszeichnungen erhalten hat, unter anderem den »Gouden Strop«, den wohl wichtigsten niederländischen Krimipreis. Das Hauptthema von »Weißer Rabe« ist Mobbing am Arbeitsplatz.
Jo Nesbø: Blutmond
Harry Hole nimmt den etwas kuriosen, aber hochdotierten Auftrag an, mit Geld eine Frau in den USA aus den Fängen skrupelloser Geldeintreiber zu befreien. In zehn Tagen muss er den Fall gelöst haben, sonst wird sie umgebracht. Eine etwas plumpe und trotz der Dekoration sichtbar konstruierte Dramaturgie, um Tempo in die Story zu bringen. Aber sie funktioniert …
Mats Strandberg: Das Heim
»Das Heim« ist ein toller Roman und bestätigt einmal mehr die Theorie: Schreibe einen ernsten Roman über ein ernstes Thema und du wirst nur wenige LeserInnen finden; schreibe einen Horror- oder Kriminalroman über ein ernstes Thema, dann werden es sehr viel mehr sein.
Deborah Harkness: Die Seelen der Nacht
Als die Historikerin Diana Bishop in der Bodleian Library zu Oxford ein altes Manuskript zur Unterstützung ihrer Forschungsarbeit ausleiht, ist nichts mehr so wie es vorher war. Es handelt sich um das legendäre »Ashmole 782«, ein verhextes Werk, hinter dem sämtliche nichtmenschliche Existenzen dieser Welt her sind.
Harlan Coben: Was im Dunkeln liegt
Bei »Was im Dunkeln liegt« von Harlan Coben handelt sich um eine Fortsetzung, die ohne den Vorgänger nicht gut funktioniert. Man bekommt zwar alle Zusammenhänge ausreichend erklärt, aber der größte Teil der Figuren wurde bereits im ersten Band vorgestellt.
Rob Hart: Paradox Hotel
Im Jahr 2071 sind Zeitreisen etwas Alltägliches. Das Paradox-Hotel liegt neben dem Einstein-Zeitflughafen. Liquide Kunden können dort gegen Bezahlung beispielsweise die erste Aufführung von Hamlet besuchen, den Wilden Westen erleben oder historische Ereignisse beobachten. (…) Trotz des Zeitreiseaspektes handelt es sich bei »Paradox Hotel« eher um einen Krimi als um einen Science-Fiction-Roman.
Douglas Skelton: Die Toten von Thunder Bay
»Die Toten von Thunder Bay« glänzt neben der überzeugenden Story mit ausgefeilten Charakteren, einer Menge an schottischem Lokalkolorit und legt gern den Finger in die Wunde – soziale Spannungen sind ein Thema, welches Douglas Skelton offenbar sehr am Herzen liegt, wie er auch im zweiten Band der »Rebecca Connolly«-Reihe, »Das Grab in den Highlands«, deutlich zum Ausdruck bringt.
Charlotte MacLeod: Der Rauchsalon
»Der Rauchsalon« aus dem Jahr 1980 ist der zweite Band aus der sogenannten »Boston«-Reihe und dem Subgenre des Cosy Crime zuzurechnen. Charlotte MacLeod entführt die Leserinnen und Leser hier in das Boston zu Beginn der Achtziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts, in die Welt der Bessergestellten.