Moderne Literatur
Beth Ann Fennelly, Tom Franklin: Das Meer von Mississippi
Die Geschichte spielt im Frühjahr 1927. Monatelange Regenfälle sorgen für den Ausnahmezustand im US-Staat Mississippi. Die Wasserpegel steigen unaufhörlich, und die Dämme sind der Flut nicht mehr gewachsen. Dem Hinterland droht die völlige Überflutung. In einem der bedrohten Orte mit Namen Hobnob Landing verdient Jesse Holliver wegen der herrschenden Prohibition sehr gut. Die Polizei tanzt nach seiner Pfeife und seine Frau Dixie Clay beherrscht die Kunst des Schnapsbrennens wie niemand sonst in der Gegend.
Arto Paasilinna: Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle
Lakonisch, passiv und betulich wirkt der Schreibstil Arto Paasilinnas in seinem Roman »Die wundersame Reise einer finnischen Gebetsmühle«, und genau damit erzeugt der Finne einen Bruch zum absurden Inhalt, der alles andere als gewöhnlich ist. Aus dieser Fallhöhe berichtet er beinahe naiv von zwei Erfindern, die mit einer eigensinnigen Gebetsmühle im Schlepptau nichts weniger als die Welt verändern.
Charlie Kaufman: Ameisig
Charlie Kaufman wurde in den Neunzigern mit dem Drehbuch zu »Being John Malkovich« berühmt. Es folgten die Vorlagen zu einer ganzen Reihe bekannter Filme, denen eines gemeinsam ist, sie sind alle schräg und ungewöhnlich. (…) Nun erschien sein Romandebüt und es ist – wie zu erwarten – schräg und ungewöhnlich.
Joachim B. Schmidt: Kalmann
Der seit dreizehn Jahren auf Island lebende Autor Joachim B. Schmidt mischte in diesem Buch die klassischen Zutaten für einen Island-Krimi auf ganz besondere Art. Dank seiner »wundersamen« Hauptperson ist »Kalmann« nicht nur ein außergewöhnlicher Kriminalroman, sondern eine ganz eigene berührende Geschichte.
Franzobel: Das Floß der Medusa
Ende Juni 1816 bricht eine kleine Flotte von Frankreich auf, um koloniale Gebiete im Senegal und in Gambia nach dem Sturz Napoleons wieder für die französische Krone in Besitz zu nehmen. Geführt wird das Geschwader von dem total unfähigen, aber adeligen Kapitän des Flaggschiffes Medusa, der damit seine erste Seereise absolviert.
Géraldine Dalban-Moreynas: An Liebe stirbst du nicht
Jeder, der schon einmal bis über beide Ohren verliebt war, kennt dieses Gefühl. Jeder kennt auch den schmerzvollen Prozess des Sich-wieder-Entliebens. Insofern ist die Geschichte im Romandebüt der französischen Autorin Géraldine Dalban-Moreynas auf den ersten Blick nicht besonders spektakulär.
Yusuf Yeşilöz: Hochzeitsflug
Ich erinnerte mich an einen Satz meines Vaters, den er oft benutzte und der mir meine Situation erklärte: »Dem Schaf geht es um das Leben und dem Metzger ums Fleisch.« Mein Vater sagte diesen Spruch jeweils, wenn ihn jemand hereinlegte oder wenn er sich ausgenützt fühlte. Jetzt passte er zu meiner...
Alexander Osang: Fast hell
»Ich hatte Angst vor Verlust und Angst vor Anpassung, immer abwechselnd. Angst davor Ostdeutscher zu bleiben, Angst davor, Westdeutscher zu werden.« Als ich meine journalistische Tätigkeit vor dreißig Jahren begann, habe ich neben regelmäßigen Konsultationen bei meiner Mentorin Feuilletons,...
Wolf Haas: Junger Mann
Wolf Haas kann mehr als nur den Brenner, und »Junger Mann« ist sein vierter literarischer Ausflug jenseits des österreichisch-schwarzhumorigen Ermittlers. Während man sofort von Haas‘ typischem und einzigartigen Schreibstil gefesselt ist, braucht es jedoch einige Zeit, sich mit dem Inhalt...
Andrea Bartz: Flashback
Lindsay hat in ihrer Jugend hart gefeiert und so mache Party endete mit einem Blackout. An einem dieser Morgen danach ist etwas Schreckliches geschehen: Während alle feierten, hat sich ihre beste Freundin Edie wenige Stockwerke tiefer erschossen. Zehn Jahre später hat Lindsay mit diesem Leben...
Benedict Wells: Hard Land
Sam ist fünfzehn, an sich schon ein schwieriges Alter. Noch schwieriger jedoch, wenn man Mitte der Achtziger Jahre in einem kleinen Kaff im amerikanischen Nirgendwo sein Dasein fristen muss. Damit aber leider nicht genug. Sam ist zu allem Überfluss auch noch ein Außenseiter wie er im Buche steht....
Hélène Jousse: Die Hände des Louis Braille
Es ist wie ein Reflex. Wenn ich mit einer Packung Arzneimittel aus der Apotheke komme, fahre ich mit den Fingern fasziniert über die perforierten Punktekombinationen, die Blinden den Inhalt erschließt. Dies ist gewiss auch der Bekanntschaft mit dem blinden Bildhauer und Keramiker Dario Malkowski...
T.C. Boyle: Sprich mit mir
Es hat eine Weile gedauert, bis der Titel des neuen Romans von T.C. Boyle feststand. »The Familiar« sollte das Buch zuerst heißen, ließ sich jedoch schwerlich übersetzen. »I am Sam« lautete der zweite Vorschlag. Hat auch nicht so richtig überzeugt. Am Ende entschlossen sich die Verlage für »Talk...
Hilmar Klute: Oberkampf
»Es wäre gut, wenn man sein ganzes Leben durchwaschen könnte oder zumindest den ranzig gewordenen Teil davon. Jonas wäre gerne mit dem Stolz des freudig Erwarteten nach Paris gefahren; stattdessen schlich sich plötzlich die Angst vorm Scheitern in seinen Kopf. (...) Jonas wollte nicht ein weiteres...
Samuel J. Kramer (Hrsg.): Poetry for Future
Im Berliner Satyr Verlag ist eine neue Slam- und Lyrik-Anthologie erschienen. Da sie sich mit dem Thema Klimakatastrophe beschäftigt, ist das Buch stilecht und CO2-neutral auf Recylingpapier gedruckt und mit dem EU Ecolabel und dem Blauen Engel zertifiziert worden. 25 Prozent des Gewinns werden an...
Young-ha Kim: Aufzeichnungen eines Serienmörders
Der Mensch ist ein Häftling, eingekerkert in einem Gefängnis namens Zeit. Ein demenzkranker Mensch ist ein Häftling, eingekerkert in einem Gefängnis, das immer schneller immer kleiner wird. Bis man keine Luft mehr bekommt. (Young-ha Kim in »Aufzeichnungen eines Serienmörders«) Der südkoreanische...
Sten Nadolny: Das Glück des Zauberers
Bemerkenswert, wie es Sten Nadolny gelingt, im »Glück des Zauberers« noch mit erhobenem Zeigefinger so weit ausholend den Holzhammer zu schwingen. Die Ansätze zu dieser Geschichte sind grundsätzlich interessant: Ein über 100 Jahre alter Zauberer namens Pahroc schreibt Briefe an seine neugeborene...
Usama Al Shahmani: Im Fallen lernt die Feder fliegen
Auch ich wollte meinem Namen entfliehen. Das Erste, was ich in der Schweiz hasste, war mein Name. Immer diese Fragen. Ich wünschte mir, Julia, Sara oder Mia zu heißen, wie andere Mädchen in der Klasse. Bis heute leide ich darunter, manchmal hängt mein Name wie ein Stein an mir. Mein Name, mein...