2021 ist abgehakt. Das zweite Corona-Jahr sollte uns reichlich Gelegenheit gegeben haben, ein gutes Buch in die Hand zu nehmen. Wir haben mal nachgeschaut, welche Blogartikel bei uns in den vergangenen zwölf Monaten die meisten Klicks (mit Lesezeit) erhalten haben. Besonders erfreulich: Auch und vor allem ältere Rezensionen werden immer wieder aufgerufen.

Hier unsere Top Ten, der Spannung wegen fangen wir von hinten an:


Marc-Uwe Kling: QualitylandPLATZ 10
Marc-Uwe Kling: Qualityland
Vorgestellt von Mariel Reichard am 05. Dezember 2017

Der Roman erinnert an Orwells »1984«, nur verwendet er andere Mechanismen. Phänomene, die uns allen bekannt sind, werden von Kling überspitzt ins Lächerliche gezogen. Doch das Lachen bleibt einem zeitweise im Halse stecken, weil man bemerkt, dass es einen nicht wirklich überrascht, zu was die Menschheit in dem Buch fähig ist. Fast so, als würde man damit rechnen, dass es tatsächlich so kommen kann. Wie es der Klapptext schon perfekt beschreibt: Wie gehen wir mit einer Welt um, in der die Maschinen immer menschlicher, aber die Menschen immer maschineller werden?


Martin Suter: Die dunkle Seite des MondesPLATZ 9
Martin Suter: Die dunkle Seite des Mondes
Vorgestellt von Sabine Anders am 01. März 2009

Eine psychologisch – und medizinisch? – nicht besonders tiefsinnige oder glaubwürdige Geschichte, aber trotzdem sehr, sehr spannend von der ersten bis zur letzten Seite, nicht zuletzt durch die Genresprünge, die den Leser immer wieder auf eine falsche Fährte führen und quasi mehrere Geschichten in einer bieten. Das perfekte Buch für eine langweilige Zugfahrt von ungefähr sechs Stunden. So das Fazit von Sabine Anders, die das Buch von Martin Suter bereits im März 2009 für wortmax besprach. Ihre Rezension wird seitdem immer wieder aufgerufen.


Joe Hill: Strange Weather – Vier NovellenPLATZ 8
Joe Hill: Strange Weather – Vier Novellen
Vorgestellt von Frank Bergers am 15. Februar 2021

Mit »Strange Weather« ist Joe Hill nun auch in die letzte noch verbliebene Phalanx seines berühmten Vaters (Stephen King) eingebrochen. Nach diversen Romanen und Kurzgeschichten vereint »Strange Weather« vier Novellen in einem Band. Drei der Texte haben – wenig überraschend – einen mehr oder minder starken Bezug zum Phantastischen, wohingegen »Geladen« erschreckend realistisch daherkommt und sich im Endeffekt als der beste der vier Texte entpuppt – ohne damit in irgendeiner Weise die restlichen Novellen abwerten zu wollen. (…) Fans von Joe Hill und/oder seinem Vater werden mit »Strange Weather« zweifellos viel Spaß haben.


Yusuf Yesilöz: HochzeitsflugPLATZ 7
Yusuf Yesilöz: Hochzeitsflug
Vorgestellt von Renate Bojanowski am 26. April 2021

Der deutschsprachige Film- und Buchautor Yusuf Yesilöz stammt aus einem kurdischen Dorf in Mittelanatolien. Er kam 1987 in die Schweiz und lebt heute als Autor und Journalist mit seiner Familie in Winterthur. In seinem Roman »Hochzeitsflug«, erschienen im Schweizer Limmat Verlag, lässt der Titel bereits erahnen, was den Protagonisten nach seinem Flug in die Heimat erwartet. Das Buch zeigt, welche Konsequenzen Homophobie und Zwangsverheiratung für alle Beteiligten mit sich bringen. Doch wie können sich gleichgeschlechtliche Paare, die aus Migrantenfamilien stammen, behaupten und ihren Weg finden? Mit Mut zu offenen Gesprächen und der Standhaftigkeit, Kontroversen auszuhalten.


Anna Seghers: TransitPLATZ 6
Anna Seghers: Transit
Vorgestellt von Renate Bojanowski am 15. Juni 2015

Sich in die zwiespältige Gedankenwelt eines Flüchtlings hinein zu versetzen, fällt schwer. Anna Seghers‘ Roman »Transit« bringt dem Leser die Thematik konfliktreich und gleichzeitig spannend nahe. Er wurde nach einer englischen und einer spanischen Ausgabe 1944 erstmals 1948 in deutscher Sprache veröffentlicht. Das Buch zieht den Leser rasch in die scheinbaren Widersprüche und Vertracktheiten des namenlosen Erzählers. Vor allem aber: Das Thema des Buches ist (leider) noch immer, vielleicht sogar stärker als je zuvor, aktuell. Seit Jahren gehört Renate Bojanowskis Besprechung von »Transit« zu den meistgeklickten Artikeln unseres Bücherblogs.


Joachim B. Schmidt: KalmannPLATZ 5
Joachim B. Schmidt: Kalmann
Vorgestellt von Renate Bojanowski am 31. Mai 2021

»Es gibt nur wenige Bücher, die ich nicht mehr aus der Hand legen, geschweige denn auslesen wollte«, schrieb unsere Rezensentin Renate Bojanowski. »Wenn mein Herz für den Helden schlägt und der Ton des Buches mich auf subtile Art verzaubert, trenne ich mich ungern von der Welt, in die ich auf eine Buchlänge eingetaucht war.« Vor kurzem ist für sie ein solcher Roman hinzugekommen: Joachim B. Schmidts »Kalmann«, erschienen im Diogenes Verlag. Der seit dreizehn Jahren auf Island lebende Autor mischt in seinem Buch die klassischen Zutaten für einen Island-Krimi auf ganz besondere Art. Dank seiner »wundersamen« Hauptperson ist »Kalmann« nicht nur ein außergewöhnlicher Kriminalroman, sondern eine ganz eigene berührende Geschichte.


Frank Wedekind: Frühlings ErwachenPLATZ 4
Frank Wedekind: Frühlings Erwachen
Vorgestellt von Renate Bojanowski am 16. Juni 2014

Anlässlich des 150. Geburtstages von Frank Wedekind am 24. Juli 2014 hat der Kunstanstifter Verlag das Jugend-Drama »Frühlings Erwachen« erstmals als illustriertes Buch herausgebracht. Die junge aus Thüringen stammende Künstlerin Roberta Bergmann übernahm die Buchgestaltung und Illustration. Ihr ist damit ein Coup gelungen, der sich auf den ersten Blick den klassischen Dramen verpflichtet fühlt, zugleich jedoch jung und extravagant wirkt. Die ausdrucksvollen Bilder in eher gedeckten Farben ziehen den Betrachter geradezu in die Zeit des Jugendstils. Sie sprechen den Leser unmittelbar an und lassen ihn ihre Energie spüren, ohne jede vordergründige Effekthascherei.


Martin Cruz Smith: The Siberian DilemmaPLATZ 3
Martin Cruz Smith: The Siberian Dilemma
Vorgestellt von Karsten Weyershausen am 14. April 2020

In den letzten zwei Jahrzehnten ist es stiller um ihn geworden, seine Bücher wurden immer konventioneller: Martin Cruz Smith, mittlerweile 77 Jahre alt und an Parkinson erkrankt, diktiert seine Romane nun seiner Frau. Dadurch bedingt hat sich sein Schreibstil geändert. (…) Von der literarischen Dimension seiner früheren Bücher ist er mittlerweile weit entfernt. Dennoch ist Cruz Smith noch immer ein begnadeter Erzähler. Einmal angefangen mag man das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Karsten Weyershausen hat für uns die Originalausgabe besprochen. Seit Juni 2021 ist der Roman unter dem Titel »Die Spur des Bären« auch auf deutsch erhältlich.


Karsten Dusse: Achtsam mordenPLATZ 2
Karsten Dusse: Achtsam morden
Vorgestellt von Andreas Zwengel am 16. März 2020

Die Handlung erinnert an die beiden Serien »Breaking Bad« und »Better call Saul«. An erstere, weil hier ein relativ harmloser Familienvater immer weiter in kriminelle Verwicklungen verstrickt wird, an letztere, weil wir es mit einem Anwalt zu tun haben, der sich durch die Wahl seines Mandanten bewusst in dieses Milieu begeben hat. (…) Manche Entwicklungen sind zwar schon weit im Voraus erkennbar (Elster, Sprachchip im Spielzeug), aber es bleiben noch genügend Überraschungen und nette Ideen für sehr unterhaltsame Stunden. Andreas Zwengel hat für uns das Hörbuch unter die Lupe genommen, das von Matthias Matschke eingesprochen wurde.


Juli Zeh: Corpus Delicti. Ein ProzessPLATZ 1
Juli Zeh: Corpus Delicti. Ein Prozess
Vorgestellt von Mariel Reichard am 21. November 2016

Der Roman »Corpus Delicti« von Juli Zeh ist mehr als eine Warnung vor totalitären Systemen. Er appelliert an die Menschheit, nicht den Drang nach Freiheit und unabhängigen Entscheidungen zu verlieren und das kritische Denken nicht den anderen zu überlassen. (…) »Corpus Delicti« lässt sich leicht und schnell lesen und vermittelt gleichzeitig eine tiefgreifende Botschaft. Das Buch lebt von philosophischen Dialogen, die an einigen Stellen zwar gestellt wirken, aber ihre Aussagekraft dennoch nicht verlieren. Ein empfehlenswertes Buch, das zur Selbstreflexion anregt.