In den Achtzigern war ich ein riesiger Fan von Stephen King. »Es«, »Das letzte Gefecht« und »Brennen muss Salem« waren grandiose Bücher, die mich glänzend unterhalten und auch geprägt haben. Es folgten noch einige gute Romane und viele gute Kurzgeschichten, aber irgendwann Anfang der Neunziger wurden mir die Bücher zu langatmig und ausschweifend. Dazu Dutzende grottiger TV-Verfilmungen, die einem den Appetit verdarben. Ich behielt zwar die Neuerscheinungen von King im Auge, aber von den Büchern ließ ich meist die Finger.
Doch dann kam »Die Arena« (Orig.: Under the dome), und ich hatte den King aus meiner Kindheit wieder. Auch die folgende Novellensammlung »Zwischen Nacht und Dunkel« gefiel mir sehr gut, aber seitdem warte ich vergeblich auf einen vergleichbaren Knüller. Am dichtesten kam wohl die »Shining«-Fortsetzung »Doctor Sleep« daran heran. Kings Ausflüge ins Krimigenre hatten zwar gute Figuren, aber die Bücher waren wieder viel zu lang. Mein Interesse schwand zum zweiten Mal.
Nun also sein neuestes Werk. Eine Kurzgeschichtensammlung.
»Die Düne« ist eine angenehm kurze Geschichte mit einer bösen Pointe. Genau auf den Punkt komponiert. »Kleiner fieser Junge« beginnt vielversprechend und unterhält sehr gut, auch wenn sie vielleicht einen oder zwei Loopings zu viel dreht. »Ein Tod« ist laut Einleitung an den Stil von Cormac McCarthy angelehnt und sticht deshalb auch am deutlichsten heraus, da sich King hier am weitesten von seinem eigenen Stil entfernt. Eine sehr gute Geschichte, eine der besten dieser Sammlung.
»Raststätte Mile 81« kannte ich bereits zuvor als Hörbuch. Ein typischer King, so wie er am Besten ist. Spannend und mit einem Sog versehen, der einen bis zur letzten Zeile nicht mehr loslässt.
Diese vier Geschichten sind die positiven Eindrücke, die das Buch bei mir hinterlassen hat. Alle anderen Geschichten enden einfach und ließen mich als Leser überrascht und unzufrieden zurück.
Zwei weitere positive Dinge möchte ich dennoch hervorheben. Zum einen die Einleitungen, die King allen Geschichten vorangestellt hat. Sie sind interessant und humorvoll und in vielen Fällen besser als die eigentliche Geschichte. Zum anderen die Leistung von King-Stammsprecher David Nathan. Die letzten King-Bücher habe ich stets als Hörbuch konsumiert, denn auf diese Weise sind die Längen leichter zu ertragen.
Stephen King: Basar der bösen Träume | Deutsch von Ulrich Blumenbach u.a.
Random House Audio 2016 | Gelesen von David Nathan | Jetzt bestellen