Stuart Turton: Die sieben Tode der Evelyn HardcastleEin Mann erwacht inmitten eines nächtlichen Unwetters in einem unwirtlichen Wald. Er hat sein Gedächtnis verloren, kennt weder seinen Namen noch weiß er, wie er überhaupt in diese missliche Lage gekommen ist. Ein Schrei entrinnt seinen Lippen: »Anna!« Doch wer ist diese Anna? Seine Freundin, Frau, Schwester oder vielleicht sogar jemand, der ihm Böses will? Eine unheimliche Gestalt steckt ihm einen Kompass zu und versieht ihn mit rudimentären Instruktionen und ihm bleibt nichts anderes übrig, als diesen zu folgen.

Er schlägt sich zu einem heruntergekommenen Herrenhaus durch, wo man ihn offenbar kennt und ihm mitteilt, dass sein Name Sebastian Bell ist und sein Beruf Doktor. Bis hierhin könnte man das Buch für einen reinrassigen Krimi halten. Das jedoch ändert sich schlagartig, als »Sebastian« am nächsten Tag im Körper einer ganz anderen Person erwacht.

Ein Unbekannter in einem angsteinflößenden Kostüm eines Pestdoktors taucht auf und »Sebastian«, der in Wirklichkeit Aidan Bishop heißt (wie wir und er später im Laufe der Geschichte erfahren) lernt die Regeln dieses perfiden Spiels kennen. Er muss innerhalb einer Woche den Mord an Evelyn Hardcastle aufklären, der jeden Tag aufs neue stattfinden wird. Er selbst wird jeden Tag in einem neuen Körper verbringen. Seine sogenannten Wirte haben diverse Stärken und Schwächen, mit denen Aiden noch erheblich zu kämpfen haben wird. Andererseits ermöglicht ihm der ständige Wechsel auch einen Wechsel der Perspektive, sodass er nach und nach mit seinen Nachforschungen weiterkommt. Als ob dieses ständige Personenhopping nicht schon nervenzehrend genug wäre, trachtet ihm auch noch ein Bösewicht namens »der Lakai« nach dem Leben.

»Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle« ist also eine Mischung aus Krimi und Fantasyroman und eine sehr gelungene noch dazu. Der Plot ist sehr spannend und man fragt sich ständig, ob Aiden am Ende der Woche erlöst wird oder ob danach das Ganze wieder von vorne anfängt und er quasi in einer Endlosschleife verbringen muss.

Mindestens ebenso gespannt ist man auf die Auflösung der Geschehnisse. Was steckt da wohl hinter? Und wie lässt sich im Endeffekt das Ganze plausibel erklären? Allerdings muss man auch sagen, dass dies kein Buch zum Nebenherlesen ist. Um den Überblick über sämtliche Personen und Handlungsstränge zu behalten, ist höchste Konzentration vonnöten und selbst dann schwirrt einem unter Umständen schnell der Kopf.

»Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle« ist Stuart Turtons Erstling – und was für einen Einstand er damit hingelegt hat! Ein höchst origineller Roman für viele vergnügliche, spannende Stunden und somit eine klare Leseempfehlung.

Stuart Turton: Die sieben Tode der Evelyn Hardcastle | Deutsch von Dorothee Merkel
Tropen 2019 | 605 Seiten | Leseprobe und mehr | Bestellen