Stephen King: Der BuickTeenager Ned fällt es schwer, den Tod seines Vaters zu verkraften. State Police Officer Curtis Wilcox wurde auf Streife von einem betrunkenen Autofahrer getötet und Ned sucht nun Trost bei dessen ehemaligen Arbeitskollegen. Er beginnt, Aushilfsarbeiten auf dem Polizeirevier zu übernehmen und entdeckt dabei in einem Schuppen einen alten Buick.

Sandy Dearborn, der Leiter des Reviers, erzählt ihm, dass der Wagen vor zwanzig Jahren von seinem mysteriösen Fahrer an einer Tankstelle zurückgelassen wurde. Die State Police übernahm damals das Fahrzeug und stellte schnell fest, dass es nicht weniger mysteriös als sein Fahrer war. Zum Beispiel besitzt es keinen Motor und kleinere Schäden an der Karosserie beheben sich von selbst. Der Buick scheint ein Eigenleben zu haben und kann Blitzlichtgewitter erzeugen. Gemeinsam weihen die Mitarbeiter des Reviers Ned in die Geschichte des Buicks ein.

Anfangs könnte man als Leser vielleicht annehmen, dass es sich um eine Neuauflage oder eine Variation seines Klassikers »Christine« handelt, aber schnell stellt sich heraus, dass es weniger um das Auto als solches geht, denn es verlässt niemals den Schuppen. Die Geschichte nimmt eine völlig andere Richtung als erwartet.

Der Buick ist in der Lage, Dinge hervorzubringen, die nicht von dieser Welt stammen. Zunächst Tiere und Pflanzen, die kein Fachmann bestimmen kann, später immer abstrusere Wesen und wahre Horrorgestalten. Niemand kann sagen, woher diese Wesen kommen, aber die meisten sterben bereits nach kurzem Aufenthalt in unserer Welt. Die meisten, nicht alle.

Wie so oft erschafft King auf seine unnachahmliche Weise einen faszinierenden Mikrokosmos völlig gewöhnlicher Menschen in einer außergewöhnlichen Situation. Dieses Mal die Mitglieder einer Polizeiwache. Da die Handlung auf zwei Zeitebenen spielt, lernt man viele Figuren zu verschiedenen Zeiten ihres Lebens kennen und erfährt einige Ereignisse aus mehreren Blickwinkeln. Das ist gewohnt gut gemacht, auch wenn es gelegentlich schwerfällt, bei den Figuren und Zeiten immer den Überblick zu behalten. Doch das ist ein bekanntes Manko von Hörbüchern gegenüber Romanen, weil man eben nicht schnell mal zurückblättern kann. Dem Unterhaltungswert tut dies allerdings keinen Abbruch.

»Der Buick« gehört zu den Romanen, die während meiner langjährigen King-Pause erschienen, genauer gesagt im Jahr 2002. Glücklicherweise werden inzwischen auch die noch fehlenden Veröffentlichungen als Hörbuch herausgebracht. Eine gute Gelegenheit, diese Lücke langsam zu schließen. Und es ist interessant, diese frühere Phase von Kings Schaffen mit den heutigen Werken zu vergleichen. Einige Passagen könnten direkt aus John Carpenters »Das Ding aus einer anderen Welt« stammen: Deftige Splatterszenen mit mutierten Albtraumwesen, wie sie in den neueren King-Romanen nur noch selten vorkommen.

Aber wie immer sind es die menschlichen Charaktere, die den eigentlichen Reiz des Buches ausmachen. Auch wenn keiner von ihnen den Kultstatus anderer King’scher Schöpfungen erreicht, ist es doch ein Vergnügen, der Geschichte von Ned, Sandy, Shirley und all den anderen zu folgen.

Stephen King: Der Buick | Deutsch von Jochen Schwarzer
Gelesen von David Nathan | Dauer: 13:57 Std.
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Taschenbuch:
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