Titelheld Billy Summers ist ein Profikiller, der sich den Anschein eines schwerfälligen Mannes gibt, damit ihn Kollegen und Auftraggeber unterschätzen. Seine Arbeit spricht allerdings für sich, weshalb er oft gebucht wird. Alle halten ihn für einen Trottel mit einem außergewöhnlichen Talent fürs Morden. Er soll einen Zeugen ausschalten, bevor dieser seine Aussage vor Gericht machen kann. Für den ehemaligen Scharfschützen der Marines kein Problem.
Billy bekommt von seinen Auftraggebern ein Haus und ein Apartment gestellt. Letzteres als Arbeitsplatz für seine Tarnidentität als Schriftsteller. Da der Termin für den Anschlag noch nicht feststeht, kann es sein, dass Billy dort bis zu sechs Monaten aushalten muss. In dieser Zeit soll er Bekanntschaft mit den Nachbarn schließen und an einem Buch arbeiten. Er beginnt, seine eigene Lebensgeschichte niederzuschreiben, beginnend mit dem dramatischen Schicksal seiner kleinen Schwester.
Für manche mag diese Ausgangslage langweilig klingen, aber ich war davon sofort begeistert. Als Ausgangslage für einen King-Roman wohlgemerkt. Er hat bereits in vielen Romanen gezeigt, wie sich seine Figuren einen Mikrokosmos erschließen, und es war jedes Mal eine Freude. Doch gerade wenn man sich auf diesen gemütlichen Ablauf eingelassen hat, schlägt die Handlung viel zu schnell einen Haken und alles kommt ganz anders. Schon ein erzählerisches Teufelchen, dieser Stephen King.
Schon Cover und Inhaltsangabe haben bei der Ankündigung des Romans meine Vorfreude entfacht, und ich wurde nicht enttäuscht. Seit einigen Jahren lese ich wieder alles von King und hole inzwischen auch die Werke nach, die ich in meiner selbstverordneten Pause ausgelassen habe. »Revival« möchte ich an dieser Stelle ebenfalls empfehlen.
Ich habe jede der letzten King-Veröffentlichungen gelobt und das wird sich wohl auch in Zukunft nicht mehr ändern. Er hat eine Form gefunden, in der er zutiefst menschliche Geschichten erzählt, die immer mehr ohne übernatürliche Elemente auskommen. Die Spannung ist eher spärlich dosiert, aber trotzdem wird man unglaublich gut unterhalten. Es klingt paradox, aber der ehemalige Horror-Papst schafft für seine Leser inzwischen Wohlfühlwelten. Voller Gewalt, aber auch erfüllt von Empathie und Menschlichkeit.
Die Thriller-Handlung ist denkbar simpel und ließe sich in drei Sätzen zusammenfassen, aber das stört überhaupt nicht. Die Geschichte wird keine Sekunde langweilig, was in der Hörbuchversion auch der Verdienst von Erzähler David Nathan ist, und am Ende gelingt es King wieder einmal, einem das Herz zu brechen.
Stephen King: Billy Summers | Deutsch von Bernhard Kleinschmidt
Gelesen von David Nathan | Dauer: 19:32 Std.
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Hardcover:
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