Dieser Roman von der Altmeisterin ist eine Familiensaga, deren Handlung zur Zeit des Ersten Weltkrieges spielt. Präzise, teilweise minutiös wird der Aufstieg und Fall einer jüdischen Unternehmerfamilie geschildert.
Der Tuchhändler Johann Isidor Sternberg zeigt, dass er ein gutes Händchen für das Geschäft hat. Er ist erfolgreich. Streng in der Welt und dem Glauben der damaligen Zeit verhaftet, bemüht er sich um Anerkennung in der Gesellschaft und mit den Statussymbolen Ehefrau, Familie, Haus und Unternehmen ein hohes Ansehen zu präsentieren. Obwohl jüdisch, so fühlt er sich als Deutscher, der der Krone, dem Kaiser ohne Wenn und Aber Gehorsam schwört.
Am Höhepunkt seines Erfolges bricht der Erste Weltkrieg aus. Otto, der erste Sohn der Familie, setzt alles daran, direkt vom Gymnasium für Volk und Vaterland in den Krieg zu ziehen. Er kann es nicht erwarten, an die Front zu kommen und schreibt den Eltern eine Postkarte, in welcher er sich auf die morgige Feuertaufe freut. Zwei Monate später erfahren die Eltern, dass Otto bei seiner Feuertaufe gefallen war.
Hatte der Vater bislang beinahe den Boden unter den Füßen verloren, weil er aus gesundheitlichen Gründen nicht für die Front eingezogen wurde, so beginnt mit dem Tod seines Sohnes langsam ein Umdenken. Je länger der Krieg dauert, je mehr die Familie wie fast alle Menschen in Deutschland Hunger leiden müssen, um so offensichtlicher wird für es für Sternberg, dass sie als Juden nur Menschen zweiter Klasse in Deutschland sind.
Wer sich für Geschichte interessiert und diese gerne über Familiensagen inhaliert, wird mit diesem Roman auf viel Spannung treffen. Feinfühlig sind die Figuren ausgearbeitet. Jede, auch die Dienstmädchen, zeigen einen interessanten Charakter, der Auskunft über die damaligen Verhältnisse gibt. Leicht lassen sich Bezüge bis in die Gegenwart herstellen. Ein Stoff, der auch heute nicht an Aktualität verloren hat. Interessant war für mich die Tatsache, dass die Schriftstellerin in dem Haus, welches in diesem Roman die Hauptrolle spielt, bis zu ihrem Lebensende gelebt hat.
Lesenswerte Familiengeschichte!
Stefanie Zweig: Das Haus in der Rothschildallee | Deutsch
Heyne 2008 | 288 Seiten | Jetzt bestellen