Frage: Aus welcher Höhe muss man eine Taube auf die Erde fallen lassen, damit sie gut durchgebraten auf dem Boden ankommt? Bei einem Sturzflug aus rund 400 Kilometern Höhe würde sie bei ihrem Wiedereintritt in die Lufthülle verglühen. Bei nur 41 Kilometern Höhe käme sie zwar gerupft, aber roh auf der Erde an. Die richtige Antwort lautet: 72 Kilometer. Dann wäre sie beim Aufprall außen schön knusprig und innen well done.
Derart unnütze, aber herrlich unterhaltsame Fakten vermitteln die Science Busters in ihrem dritten Band »Das Universum ist eine Scheißgegend«. Hinter den Science Busters verbirgen sich der ehemalige Medizinstudent Martin Puntigam, Heinz Oberhummer, seines Zeichens emeritierter Professor für Kern- und Astrophysik, Kosmologie und Theoretische Physik an der TU Wien, sowie Werner Gruber, der neben der Experimental- und Neurophysik auch das Feld der kulinarischen Physik beackert. Und irgendwie müssen alle drei in ihrem Leben auch etwas Lustiges gelernt haben.
Seit 2007 gibt es die Science Busters als Bühnenshow und FM4-Radiokolumne, seit 2011 auch als Fernsehsendung in ORF und 3sat sowie in Buchform. »Wer nichts weiß, muss alles glauben« und »Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln« lauten die Titel ihrer ersten beiden Bände. In ihrem dritten Band, »Das Universum ist eine Scheißgegend«, der Ende letzten Jahres im Hanser Verlag erschienen ist, widmet sich das Trio vorrangig der Frage, wo man jenseits unserer guten alten Mutter Erde leben könnte. Auch hier darf man die Antwort hinzufügen, ohne zu viel vom Inhalt des Buches zu verraten: Nirgendwo. Sagt ja schon der Titel.
Um bei ihrer Reisewarnung auf Nummer sicher zu gehen, klappern die Autoren für ihre Leserschaft das ganze Universum ab. Sie erklären auf ebenso humorvolle wie anschauliche Weise den Lebenslauf unserer Sonne, beleuchten nach dem allgemeinen aktuellen Kenntnisstand das innere und äußere Sonnensystem, die Milchstraße, ferne Galaxien und was da sonst noch so herumlungert (bzw. theoretisch herumlungern könnte) in den Weiten des Weltalls: Wolken, Gürtel, Haufen, Steppenwolf- und Zombieplaneten, heiße Unterzwerge, Trojaner, schwarze Löcher, Quasare, eine Todesblase, noch vieles mehr und vor allem viel Nichts.
Natürlich fühlt man sich beim Lesen an Douglas Adams erinnert. Als hätte dieser vor seinem viel zu frühen Ableben noch schnell Astrophysik studiert und versucht, uns im Stile von »Die Letzten ihrer Art« das Universum zu erklären. Das Buch der Science Busters weckt zumindest einige Assoziationen in diese Richtung. Dass die schlechteste Dichterin mit Paula Nancy Millstone-Jennings auf der Erde beheimatet ist bzw. war, wissen wir dank Herrn Adams. Dass sich auch der kälteste Ort im Universum auf der Erde befindet, erklären uns – nicht unwesentlich wissenschaftlicher – die Herren Puntigam, Oberhummer und Gruber.
Sie bedienen sich dabei höchst interessanten Vergleichen und einigen nicht weniger interessanten österreichischen Redewendungen und Vokabeln, wie zum Beispiel Hutschenschleuderer (Karussellanschubser) oder Hundstrümmerl (Hundehaufen). Man lernt in diesem Buch also nicht nur das Universum kennen, sondern auch ein bisschen Österreich. Beides ist nicht einfach zu verstehen. Was das Universum betrifft, verdeutlichen es uns die Science Busters besonders eindrucksvoll am Beispiel der Symmetriebrechung.
Es steckt eben viel Physik und Mathematik in diesem Buch. Für mich normalerweise ein Grund, es gar nicht erst anzufassen. Hier ist es nun doch einmal geschehen, auch um mich. Ich habe die Lektüre genossen. Wer sich wie ich gerne auf Internetseiten wie »Spektrum der Wissenschaft« herumtummelt oder auf Facebook dem Curiosity Mars Rover der NASA folgt, sollte seine Bibliothek um dieses Werk unbedingt ergänzen. Man wird wie ich vieles nicht verstehen, aber eine Menge Spaß dabei haben.
Science Busters: Das Universum ist eine Scheißgegend | Deutsch/Österreichisch
Heinz Oberhummer, Martin Puntigam, Werner Gruber
Hanser 2015 | 328 Seiten | Jetzt bestellen