Wie würde der Tod die Perspektive auf das eigene Leben verändern? Robert Seethaler lässt in seinem neuen Roman »Das Feld« Tote zu Wort kommen, die aus dem Jenseits ihre Lebensgeschichten schildern. Die Protagonisten liegen alle auf dem Friedhof derselben Kleinstadt begraben, stammen aber aus mehreren Generationen und erzählen teilweise aus vorigen Jahrhunderten.

Die Persönlichkeiten reichen vom Bürgermeister, dem Pfarrer, der seine Kirche anzündete, über den Briefträger bis hin zum Spieler und zur Partyjugend – die meisten grotesk-traurige Gestalten, die typisch für die deutsche Literatur sind, inklusive eines überfahrenen Hundes. Das kann man deprimierend finden oder als eine Inspiration für das sehen, was wirklich zählt im Leben.

Dabei ist es nicht nur faszinierend, wie verschieden die Sichtweisen zweier Leute auf ein geteiltes Leben sein können, sondern vor allem, wie sehr der Tod den Unterschied zwischen Lebenswegen relativiert, die man gemeinhin als gescheiterte Existenzen, und denen, die man als glücklich oder gelungen einstufen würde – und was im Rückblick überhaupt in Erinnerung bleibt.

Treffend formuliert der Autor auf dem Klappentext selbst: »Der Reichtum eines Lebens hängt ja nicht von Erlebnissen ab, sondern vom Erleben, das ist es, was mich interessiert.« In »Das Feld« geht es um letzte Dinge, aber ohne große Tragödien; stattdessen gelingt es Seethaler, Banales und Alltägliches in ein ganz neues Licht zu tauchen.

Robert Seethaler: Das Feld | Deutsch
Hanser Berlin 2018 | 240 Seiten | Leseprobe und mehr | Bestellen