Lange Zeit gab es für mich eigentlich nur zwei Wege, um mir neuen Lesestoff zu beschaffen: der eine führte in die Bibliothek, der andere zum Buchladen. Das hatte durchaus seine Nachteile, denn Bücher neu zu kaufen, war meistens teuer und die Bibliothek hatte oft nicht die Werke, nach denen ich suchte. Was Antiquariate betraf, hatten sich bei mir hartnäckig die teils begründeten Vorurteile gehalten, dass es dort stets muffig riecht, die Bücher durchweg vergilbt oder abgegriffen sind und der Verkäufer mindestens so alt ist, wie die Bücher aussehen.
Als ich jedoch für mein Studium in eine andere Stadt zog, um Germanistik zu studieren, merkte ich mal wieder, dass meine zwei Wege mich hier nicht weit brachten. Die sterile Uni-Bibliothek schreckte mich ab, und mal eben 20 Bücher neu bestellen, kam auch nicht infrage. Also beschloss ich, den Antiquariaten nochmal eine Chance zu geben und wurde positiv überrascht: Nahezu nagelneue Bücher reihten sich aneinander, die Auswahl war riesig und die älteren Bücher waren gut gepflegt und warteten darauf, mit nach Hause genommen zu werden.
Nach und nach klapperte ich immer mehr Antiquariate ab, baute kleine Stapel aus Büchern, die mich interessierten, um mich danach zu entscheiden, welche fünf von den rausgelegten 30 ich denn jetzt auch wirklich bräuchte (→ alle).
Die meisten von uns kaufen sich neue Bücher oder bekommen sie geschenkt, lesen sie dann bestenfalls einmal, stellen sie ins Regal und testen dann ihre Fähigkeit als Staubfänger. Doch zu sehen, wie viele Bücher in zweite, dritte oder vierte Hände kommen, ist wirklich schön und das funktioniert nicht nur über Antiquariate.
Ich wohne in einer Gegend, in der regelmäßig Kisten mit allem möglichen Kram auf dem Boden stehen, den andere Menschen nicht mehr haben wollen. Das machte mich nicht nur zur stolzen Besitzerin von zwei wunderschönen Teetassen, sondern ließ mich auch immer wieder Bücher aus Kisten fischen. Natürlich ist oft nichts dabei, aber immer, wenn ich in der Ferne etwas sehe, was nach Buch aussieht, bin ich gespannt und spiele Schatzsuche. Auch die vielen Bücherschränke in der Stadt tragen ihren Teil dazu bei. Einen gibt es mittlerweile sogar in meinem kleinen Heimatdorf.
Natürlich gehört immer ein bisschen Glück dazu, und gezielt suchen, klappt wenn überhaupt nur in sehr großen und gut sortierten Antiquariaten. Aber nehmt euch doch demnächst mal Zeit, steckt die Nase in eines dieser Geschäfte und lasst euch inspirieren. Dazu noch ein paar Tipps am Rande:
- Freut euch über die Preise, aber denkt dran, dass es auch nicht mehr günstig ist, wenn ihr 20 Bücher auf einmal kauft.
- Überlegt, ob euer Bücherregal auch wirklich so viel Platz hat.
- Kauft nicht mehr, als ihr lesen könnt.
Vor allem aber: Werft selbst keine Bücher weg, wenn sie noch in einem einigermaßen guten Zustand sind. Macht euch zu Bücherretter*innen und sorgt dafür, dass sie an einen schönen, neuen Ort kommen – es gibt so viele Möglichkeiten! Und falls ihr gerade ein paar Rezensionen von uns gelesen habt und seht, dass einige Bücher nur noch antiquarisch vorhanden sind, dann macht euch auf die Suche – es lohnt sich!
Ich wohne im Stuttgarter Westen und auch hier gibts immer wieder Kisten voller guter Bücher. Ich glaube, man bekommt viele gute Bücher kostenlos, nur ist die Verteilung nicht so gut. Deshalb habe ich vor drei Jahren eine Kleinstinitiative gegründet, die Wilden Bücher. (https://twitter.com/wildebuecher) Eine Sammelstelle für ausgesetzte Bücher. Damit eben keine Bücher weggeschmissen werden müssen.
Lächeln, Fabian.