Stammbesucher unseres Blogs haben längst bemerkt, dass hier auch das eine oder andere mit viel Liebe zum Detail gestaltete oder außergewöhnlich illustrierte Buch besprochen wird. Eine Möglichkeit, auf solche Kleinode des Buchmarkts aufmerksam zu werden, liefert alljährlich die Stiftung Buchkunst. Sie fördert seit nunmehr fünfzig Jahren das mustergültig gestaltete Buch und verschafft ihm durch die drei Wettbewerbe »Die schönsten Deutschen Bücher«, »Förderpreis für junge Buchgestaltung« und »Schönste Bücher aus aller Welt« eine Plattform mit weltweiter Beachtung.
Aus Anlass des diesjährigen Jubiläums der Stiftung Buchkunst gab Geschäftsführerin Katharina Hesse während eines Presse-Frühstücks auf der Leipziger Buchmesse einen kleinen Einblick in die Arbeit der Stiftung. Diese hat ihren Sitz in Frankfurt am Main und ein Büro in Leipzig. Die Stiftung Buchkunst wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels, der Deutschen Nationalbibliothek, den Städten Frankfurt am Main und Leipzig getragen. Als Förderer fungieren das Land Hessen, die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien, Monika Grütters, und der Freundeskreis der Stiftung Buchkunst e.V.
Im Mittelpunkt der kritischen Betrachtung der Stiftung Buchkunst steht das sogenannte »Gebrauchsbuch«. Wenn Buchgestalter, Typografen und Grafikdesigner alljährlich um den renommierten Preis für Buchgestaltung wetteifern, rücken vielfältige ästhetische und funktionale Ansprüche an ein Buch in den Vordergrund. Dabei werden Bindung, Farbgebung, das Vorhandensein eines Lesebändchens, Typografie und Schutzumschlag näher unter die Lupe genommen. Wie passen Inhalt und Form zusammen?
Über eine Long- und Shortlist und unterschiedlich zusammen gesetzte Jurys werden die schönsten Bücher in fünf Kategorien ausgewählt: Literatur, Wissenschafts-/Fachbücher, Ratgeber, Kunst/Foto/Ausstellungen sowie Kinder- und Jugendliteratur. Im Jahr 2000 wurde z.B. der Duden 1 als eines der »Schönsten deutschen Bücher« ausgezeichnet. Die Buchgestalterin des unverzichtbaren Nachschlagewerkes, Iris Farnschläder, räumte bisher beispiellose 35 Preise ab.
Die Jury für den »Preis der Stiftung Buchkunst« besteht aus fünf Fachleuten. Die thematische Botschaft wird jedes Jahr neu festgelegt. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung ging im vergangenen Jahr an das Buch »69 Hotelzimmer« von Michael Glawogger, gestaltet von Andreas Töpfer. Hier lässt allein der geheimnisvolle Titel Bilder im Kopf entstehen. Die fortgeschrittene Dämmerung und das typografische Zitat von Leuchtreklame auf Kartonschuber und Buchrücken wecken das Verlangen, dieses Buch in den Händen zu halten.
Schlicht und außergewöhnlich ist der bilderlose Inhalt gestaltet. Schrifttype und Position der Kapitelzahlen sind als gravierte Hotelzimmer-Schilder gedacht. Die Buchseite wird zur Zimmertür. Oben schimmern die ersten Textzeilen orangefarbig und verlaufen sanft ins Schwarze. Abstraktion und Realität liegen nah beieinander, bestimmen das typografische Bild und entfachen selbstredend die Neugier …
Da die Stiftung Buchkunst am 19.10.1966 gegründet wurde, gibt es ab Oktober in Frankfurt am Main eine Ausstellung mit den schönsten Büchern seit der Gründung zu sehen.