Ich wählte die Privatnummer von »The First«, um das Terrain zu sondieren und den Besuch nicht umsonst zu machen. Einer meiner entzückenden Neffen ging ran, ausgerechnet der entzückendere von den beiden, der hartnäckig darauf besteht, mich »Onkel Pablo« zu nennen, so sehr ich ihn auch mit Blicken durchbohre. Ich glaube, es ist der Ältere, jedenfalls ist er umfangreicher. Ich glaube außerdem, dass er weiblich ist, aber bei Letzterem bin ich mir nicht ganz sicher, weil er seiner Mutter ähnelt.
Pablo, genannt Balu, ist ein Tunichgut und eine Schnapsdrossel. Fett, faul und abgebrannt. Sohn vermögender Eltern, Bruder eines erfolgreichen Geschäftsführers (genannt »The First«). Er lebt sein Leben unbekümmert vor sich hin, erledigt kleinere Botengänge für seinen Bruder und zahlt mit dem Lohn dafür die Schulden der vorherigen Zechtour.
Doch plötzlich kommt Unruhe in Balus Dasein. Sein Vater wird von einem Auto angefahren und der vermeintliche Unfall stellt sich als ein gezieltes Attentat heraus. Und dann verschwindet auch noch sein Bruder, der nach dem üblichen Stelldichein mit seiner Sekretärin nicht nach Hause gekommen ist. Balu macht sich auf die Suche nach seinem Bruder und nutzt dazu ausgiebig dessen Sportwagen und Kreditkarte.
Es vergehen hundert amüsante Seiten, in denen Balu seinen neu gewonnenen Wohlstand genießt, sich eine teure Garderobe zulegt und üppige Mahlzeiten einnimmt, bevor er sich ernsthaft der Lösung des Falls widmet. Weitere hundert Seiten handeln von seinen Katerbeschwerden sowie deren Behandlung und wenn man gerade denkt, jetzt kommt eine Krimihandlung auf, wechselt der Roman mal eben so das Genre.
Das Buch ließ mich etwas unschlüssig zurück. Anfangs recht amüsant, ermüden die Party- und Milieuschilderungen auf Dauer, und eine wirklich spannende Handlung, die das ausgleichen könnte, bleibt auch aus. Das Buch wird zunehmend zäher, bis man endlich das enttäuschende Ende erreicht. Jedoch: Dieses Debüt war ein internationaler Erfolg und wurde auch verfilmt.
Pablo Tusset: Das Beste was einem Croissant passieren kann | Deutsch von Susanna Mende
Heyne 2009 | 480 Seiten | Jetzt bestellen