Nick Hornby: A Long Way DownI don’t know why but it was kind of liberating, saying what you really wanted, even if you couldn’t have it. … We all spend so much time not saying what we want, because we know we can’t have it. And because it sounds ungracious, or ungrateful, or disloyal, or childish, or banal. Or because we’re so desperate to pretend that things are OK, really, that confessing to ourselves they’re not looks like a bad move. Go on, say what you want. Maybe not out loud, if it’s going to get you into trouble. … Whatever it is, say it to yourself. The truth will set you free. Either that or it’ll get you a punch in the nose. Surviving in whatever life you’re living means lying, and lying corrodes the soul, so take a break from the lies just for one minute.

So JJ, einer von vier Leuten, die sich am Silvesterabend mehr oder weniger zufällig auf einem der Häuserdächer Londons begegnen. Es ist nicht irgendein Dach, sondern ein für seine Selbstmordrate notorischer Ort, und tatsächlich stellen die vier einigermaßen konsterniert fest, dass sie vollkommen unabhängig voneinander alle aus demselben Grund auf dem Dach sind – nämlich um sich herunterzustürzen. Durch das Zufällige dieses Treffens und die individuellen Geschichten seiner vier Charaktere schließt »A Long Way Down« die vermeintliche Lücke zwischen den »normalen« Leuten, die sich laut JJ ständig etwas vormachen, und den potentiellen Selbstmördern, deren ehrliche Einschätzung ihres Lebens sie die Selbsttötung anstreben lässt.

Es gelingt Hornby durchweg, die feine Balance zwischen fast farcenhafter Komik und Tragik aufrecht zu erhalten, die schon in der Ausgangssituation angelegt ist. Martin Sharp, ein bei der Öffentlichkeit in Ungnade gefallener Fernsehmoderator, ist als erster auf dem Dach und hat vorsorglich eine Leiter und Drahtschere mitgebracht, um außerhalb des Zaunes zu gelangen. Als Maureen, alleinerziehende Mutter ihres seit Geburt schwerkranken und nicht aufnahmefähigen Sohnes ankommt, leiht sie sich die Leiter von Martin, und die beiden debattieren eine Weile höflich, wer als erster springen sollte, bis die jugendliche Jess mit Anlauf vom Dach springen will und von den beiden festgehalten wird. Als letzter Kandidat gesellt sich JJ zu ihnen, seines Zeichens Amerikaner und gescheiterter Rockstar.

Die Vier werden durch verschiedene Umstände gezwungen, ihren Selbstmord zu verschieben und sich ab da regelmäßig wiederzusehen, obwohl sie nicht gerade viel Sympathie füreinander hegen. Entscheidend ist ihre ernüchternde Entdeckung, dass ein großer Unterschied zwischen Leuten besteht, die sich öfter mit Selbstmordgedanken tragen, und solchen, die es nur ein einziges Mal tun:

Up until then, jumping had always been an option, a way out, money in the bank for a rainy day. And then suddenly the money was gone – or rather, it had never been ours in the first place. It belonged to the guy who jumped, and people like him, because dangling your legs over the precipice is nothing unless you’re prepared to go that extra two inches, and none of us had been. We could tell each other and ourselves something different – oh, I would have done it if she hadn’t been there or if someone hadn’t sat on my head – but the fact of the matter was that we were all still around and we’d all had ample opportunity not to be. Why had we come down that night?

Ebenso wie die Antwort auf diese Frage ausbleibt, bietet »A Long Way Down« trotz der vielfältigen und interessanten Beleuchtung des Themas Selbstmord weder eine Anleitung zur Selbsthilfe, noch eine eindeutige Lösung oder gar ein happy end, und gerade das ist das Gute an diesem Buch.

Nick Hornby: A Long Way Down | Englisch
Penguin 2006 | 272 Seiten | Jetzt bestellen