Nelson DeMille: Der Kuba DealIch wohne auf Key West und bin Eigentümer und Kapitän eines Zwölf-Meter-Hochseefischereiboots namens Maine – benannt nach dem Bundesstaat, aus dem ich stamme, nicht nach dem amerikanischen Schlachtschiff, das im Hafen von Havanna explodiert ist. Auch wenn manche Leute das glauben.

Normalerweise heuert man mich telefonisch an. Die meisten Kunden kontaktieren mich, weil sie schon einmal mit mir rausgefahren sind, weil ich ihnen empfohlen wurde oder weil sie meine Website besucht haben. (…) Hin und wieder schippere ich auch ein paar Angler zu einem Turnier oder ein verliebtes Pärchen in den Sonnenuntergang. Was der Kunde eben wünscht. Solange es legal ist.

Dieser Carlos allerdings wollte mich vorher erst mal persönlich sprechen, und dafür nahm er die lange Fahrt von Miami bis hierher auf sich. Er tat sehr geheimnisvoll. Als würde es gar nicht ums Angeln gehen.

Der Ex-Soldat Daniel MacCormick, genannt »Mac«, lebt auf Key West und schlägt sich mit Bootstouren für Touristen durch. Eines Tages wird er von einer jungen Frau namens Sara Ortega angeheuert, um sie nach Kuba zu begleiten. Dort möchte sie 60 Millionen Dollar abholen, die ihr Großvater versteckt hat, bevor er nach Castros Machtübernahme fliehen musste. Als Touristen getarnt reisen sie in ein gefährliches Land, in dem der Tod an jeder Ecke lauert.

Kaum zu glauben, dass dies mein erster Roman von Nelson DeMille ist, den ich für diesen Blog bespreche, denn er ist einer der Helden meiner Jugend. Seine frühen Thriller haben mich unglaublich beeindruckt und geprägt. Romane wie »Die Kathedrale«, »Mayday«, »In der Kälte der Nacht«, »Die Tochter des Generals« und »Das Ehrenwort« sind hervorragende Thriller, die ich alle empfehlen kann.

»Der Kuba Deal« dagegen ist nun eine Erinnerung daran, weshalb ich die letzten Bücher von DeMille nicht mehr gelesen habe. Über weite Strecken liest sich das Buch wie ein Kuba-Reiseführer, und es dauert eine ganze Weile, bis Spannung aufkommt. Genau genommen erst kurz vor Schluss, aber zu diesem Zeitpunkt spielt das kaum noch eine Rolle.

Stattdessen viel Lokalkolorit und eine Abwägung zweier Staatssysteme gegeneinander. Der korrupte Reiseleiter feuert (lächerliche) verbale Angriffe gegen Amerika, die wohl der kubanischen Propaganda entsprechen sollen, und dadurch Mac (und dem Autor) Gelegenheit gibt, dagegen zu halten und die Verfehlungen der kubanischen Regierung aufzulisten.

Das Buch ist unglaublich zäh und die meiste Zeit über geschieht überhaupt nichts. Wenn wenigstens die Liebesgeschichte zwischen Mac und Sara überzeugend wäre, könnte man daraus einen gewissen Unterhaltungswert ziehen, doch die ist eine reine Behauptung. Es ist nicht nachvollziehbar, weshalb bei den beiden plötzlich die große Liebe ausbricht. An Macs mäßig witzigen Sprüchen kann es nicht gelegen haben und ansonsten ist bis dahin nicht viel mehr zwischen ihnen vorgefallen.

Von seinen bisherigen Büchern ist »Der Kuba Deal« wohl am ehesten mit »Die Mission« zu vergleichen, aber da waren die Sprüche des Helden noch witzig. Was für eine Enttäuschung. Wer die früheren Romane des Autors nicht kennt, könnte aber vielleicht daran Gefallen finden.

Nelson DeMille: Der Kuba Deal | Deutsch von Kristof Kurz
Gelesen von Adam Nümm | Dauer: 14:02 Std.
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Taschenbuchausgabe:
Nelson DeMille: Der Kuba Deal | Deutsch von Kristof Kurz
Heyne 2020 | 512 Seiten | Jetzt bestellen