Etwas dort draußen klang komisch. Er drückte die Kopfhörer fester gegen seine Ohren.
Sonarmaate gehörten zu einem ganz eigenen Schlag. Die wenigsten Menschen konnten sich tagelang vor einen Monitor setzen, gegen die Monotonie ankämpfen und auf das leiseste Geräusch in den Tiefen und Weiten des einsamen Ozeans lauschen. Aber bei den wenigen, die sich der Aufgabe stellen konnten, war es erstaunlich, wie gut sich die menschlichen Sinne darauf einstellten.
In der Karibik weicht ein Atom-U-Boot mehrere Seemeilen von seiner ursprünglichen Position ab, ohne dass sich ein Mitglied der Besatzung dies erklären kann.
Die Meeresbiologin Alison Shaw hat gerade einen wissenschaftlichen Durchbruch erzielt und kann durch ein neuentwickeltes Programm mit Delfinen kommunizieren. Die beiden Delfine sollen helfen, ein verschwundenes Forschungstauchboot zu finden. Zusammen mit zwei Sonderermittlern der Marine macht Alison sich auf die Reise. In der Tiefe des Ozeans stoßen sie schon bald auf ein unglaubliches Geheimnis.
Zu Beginn bekommt man als Leser eine Menge Personal um die Ohren gehauen. Zuerst einige Besatzungsmitglieder des Atom-U-Bootes, dann die Wissenschaftler um Alison Shaw und schließlich das Team von Ermittler John Clay. Das wäre kein Problem, wenn diese Figuren einen Wiedererkennungswert hätten und nicht allesamt nur Namen mit ein paar Klischeeeigenschaften wären. Selbst das wäre fast zu verschmerzen, wenn der Autor nicht auch die Hauptfiguren genauso simpel gestrickt hätte.
»Breakthrough« hätte genauso ein (dünnes) Sachbuch werden können. Möglicherweise wäre dies die bessere Wahl gewesen, aber so weit trägt die Idee dann doch nicht. Beim Lesen überkommt einen ständig das Gefühl, der Autor wollte im ersten Band noch nicht zu viel verraten. Die Geschichte ist als Serie geplant, und die Fortsetzung wird bereits im Anhang angekündigt. Andernfalls wäre »Breakthrough« wohl etwas straffer konzipiert und geschrieben worden.
Die Lektüre ist leidlich unterhaltsam, das kann man dem Buch nicht absprechen. Reine Zerstreuung für Zwischendurch, aber weit von den Werken eines Michael Crichton und anderen Genregrößen entfernt. Es ist fast schon interessant zu verfolgen, wie aus so vielen bekannten Klischees eine Geschichte angerührt wird. Viel bleibt von ihr aber nicht im Gedächtnis. Im Gegensatz zu dem Ärger über sie. Die beiden Sonderermittler der Marine sind natürlich ehemalige Navy Seals, schließlich sollen sie sich wehren können, sobald es nötig ist. Und natürlich wird es nötig sein. Die Delfine sorgen für putzig-naive Dialoge, und die Heldin ist vom Helden sofort angenehm beeindruckt. Eine Geschichte wie aus dem Baukasten für Hollywood-Blockbuster, allerdings die der niedrigen Preisklasse.
Das Buch gipfelt in einem beeindruckenden Katastrophenszenario und entlässt den Leser mit einem vorläufigen Happy-End. Den Gesamteindruck kann beides allerdings nicht mehr retten: Lahme Stangenware, aber mit einem kinotauglichen Cover.
Michael Grumley: Breakthrough | Deutsch von Wally Anker
Heyne 2017 | 384 Seiten | Jetzt bestellen