Marc Elsberg: Der Fall des PräsidentenDer amerikanische Ex-Präsident Douglas Turner (die Initialen sind kein Zufall) wird auf einer Tagung in Athen im Auftrag des Internationalen Strafgerichtshofs festgenommen. Ihm werden Kriegsverbrechen vorgeworfen. Sofort beginnt eine diplomatische Krise. Der neue US-Präsident befindet sich gerade im Wahlkampf für seine Wiederwahl und kann es sich nicht erlauben, einen amerikanischen Bürger nach Den Haag überstellen zu lassen. Das Weiße Haus droht dem Internationalen Gerichtshof, der griechischen Regierung und allen Staaten der Europäischen Union mit Sanktionen, sollte Turner nicht sofort freigelassen werden.

Die Juristin Dana Marin führt die Anklage für den ICC, doch die Gegenseite bleibt nicht untätig. Man macht Jagd auf den wichtigsten Belastungszeugen, während sich ein Einsatzteam bereits für die gewaltsame Befreiung des ehemaligen Präsidenten vorbereitet.

Eine brisante Geschichte, die den Leser sofort gefangen nimmt. Das Buch beginnt mit Turners Verhaftung und gewährt keine einzige Verschnaufpause. Sofort werden die zuständigen Stellen auf beiden Seiten des Atlantiks aktiv und das liest sich nicht nur spannend, sondern auch informativ und teilweise sehr erschreckend. Wer bei einem Roman mal wieder richtig Blutdruck bekommen möchte, kann dies – abgesehen von der enormen Spannung – durch politische Machenschaften und Ränkeschmiede erleben.

Die konkreten Anklagepunkte gegen den Präsidenten werden erst in der Mitte des Romans genannt, sodass recht lange allein über die Berechtigung dieses Vorganges gestritten wird, bevor es überhaupt um die Anklage selbst geht. Darf der Internationale Gerichtshof den ehemaligen Staatschef eines Landes verhaften, das dieses Gericht überhaupt nicht anerkennt?

Mindestens ebenso spannend ist die Frage, ob sich die USA in der Realität auch wie eine Elefantenherde im diplomatischen Porzellanladen benehmen würden. Wie verhält sich eine Weltmacht, wenn sie plötzlich selbst als Schurkenstaat dasteht? Hält sie sich an die Regeln, die sie sonst gegenüber anderen Ländern vertritt und einfordert?

Natürlich kann auch Elsberg darüber nur spekulieren, aber nach diesem Buch möchte man die Antwort darauf nicht erfahren müssen. Es ist schon interessant für die eigene Sichtweise, wenn statt Afghanistan oder dem Iran auf einmal Griechenland und die Niederlande betroffen sind.

Marc Elsberg wurde mit dem Roman »Blackout« bekannt, der von den Folgen eines Zusammenbruchs der europäischen Stromnetze handelt. Seine folgenden Bücher handelten von der Überwachung im Netz, Gentechnik und der Weltwirtschaft, jeweils verpackt in eine packende Thrillerhandlung.

»Der Fall des Präsidenten« ist Polit-, Gerichts- und Heist-Thriller in einem, und ich habe ihn sehr genossen. Ein paar Klischees, wie den schießwütigen US-Obermilitär, kann man da gerne verzeihen, da er schon in Richtung Parodie geht.

Elsberg gelingt es, die Spannung über die gesamte Dauer zu halten und mit zahlreichen gut gesetzten Wendungen dafür zu sorgen, dass das Interesse des Lesers nie nachlässt. Dieser Roman ist ein Paradebeispiel für einen gelungenen Thriller. Respekt!

Marc Elsberg: Der Fall des Präsidenten | Deutsch
Gelesen von Dietmar Wunder | Dauer: 13:45 Std.
Random House Audio 2021 | Jetzt bestellen

Gebundene Ausgabe:
Marc Elsberg: Der Fall des Präsidenten | Deutsch
Blanvalet 2021 | 608 Seiten | Jetzt bestellen