Jason Starr: Twisted CitySollte jemals ein Buch von Jason Starr verfilmt werden, steht der Soundtrack eigentlich schon fest, nämlich »The Downward Spiral« von den Nine Inch Nails. Denn eines ist absolut sicher bei allen Büchern des Amerikaners: Es fängt schlecht an und wird unter Garantie immer schlimmer. Wenn der aufstrebende Jungautor eines wirklich drauf hat, dann dies: seine Charaktere buchstäblich vor die Hunde gehen zu lassen.

Jason Starr zu lesen, hat viel von einer Hassliebe. Auf der einen Seite muss man manchmal beide Augen zudrücken, um die gelegentlich arg konstruierte Handlung ertragen zu können, andererseits reißt einen dann ebendiese Handlung mit, und man kann sich dem Strudel der sich aufeinandertürmenden Katastrophen nicht mehr entziehen, bis man schließlich das fieberhaft zu Ende gelesene Buch schweißgebadet zur Seite legt.

Der Protagonist von »Twisted City« heißt David Miller und hat schon bessere Zeiten erlebt: Seine vergötterte Schwester ist gestorben, doch er kann sich bis heute nicht von ihr lösen. Zu allen passenden und unpassenden Gelegenheiten ertappt er sich bei imaginären Zwiegesprächen mit ihr. Beruflich steht es auch nicht zum Besten. David lebt mehr schlecht als recht von seinen Einkünften als Redakteur eines zweitklassigen Wirtschaftsmagazins und trauert besseren Zeiten hinterher; damals, als er noch bei einem State-of-the-art-Blatt geschrieben hat, aber das ist nur eine der Chancen, die er jämmerlich vergeigt hat.

Als ob das noch nicht reichen würde, lebt er auch noch mit einer Frau zusammen, die er eigentlich gar nicht liebt, die aber im Gegenzug seine diversen Kreditkarten um nicht unerhebliche Geldbeträge erleichtert und ihm im Falle von Trennungsgedanken auch gerne spontan mal eine Tracht Prügel verabreicht, oder ihm gar mit dem Tode droht. In dieser Ausgangssituation befindet er sich, als ihm ein Trickbetrüger auf dreisteste Art und Weise die Geldbörse entwendet. Kurz darauf wird er erpresst. Dummerweise gibt er der Erpressung nach und verstrickt sich dadurch in immer größere Schwierigkeiten. Die Leiche eines Zuhälters macht dabei nur den Anfang …

»Twisted City« gleicht einer rasanten Achterbahnfahrt, bei der sich am höchsten Punkt der Sicherheitsgurt löst. Eigentlich warte ich nur darauf, dass Hollywood endlich zuschlägt und eines der Katastrophenszenarios endlich auf Zelluloid bannt.

Ganz zum Schluss hält Starr dann noch einen Kinnhaken der besonderen Art parat. Man sieht das gesamte Buch danach in einem anderen, diffuseren Licht.

Jason Starr: Twisted City | Deutsch von Bernhard Robben
Diogenes 2006 | 330 Seiten | Jetzt bestellen