Hugh B. Cave: MurgunstrummPaul Hill fristet ein elendiges Dasein in der Zelle einer Irrenanstalt, fernab allen weltlichen Geschehens und von der Außenwelt vergessen, nachdem sich die schweren Anstaltstore hinter ihm geschlossen hatten. Er hat so unfassbar schreckliche Erfahrungen gemacht, dass sein wirres Gestammel nur den Schluss zulassen konnte, dass er wohl offenbar den Verstand verloren habe. Leider jedoch war jedes seiner Worte wahr…

Im Gasthaus »Grey Toad Inn« treiben Vampire ihr Unwesen. Die Unglücklichen, die sich an diesen bösen, tiefschwarzen Ort verirren, werden danach nie wieder gesehen, denn die Bewohner des alten Gemäuers haben Verwendung für sie. Ihnen dürstet nach Blut, frischem Menschenblut.

Auch seine Freundin Ruth wurde weggesperrt und so findet Paul keine Ruhe in seiner unfreiwilligen Isolation. Ihn treibt der Gedanke um, seine Geliebte zu befreien, Gerechtigkeit für beide zu erwirken und dem Bösen, welches sich in den schattigen, verfallenen Gewölben des alten Wirtshauses an unschuldigen Opfern gütlich tut, ein für alle mal ein Ende zu setzen.

Der Roman wird zur Pulp Fiction gezählt, die in den 1930er Jahren ihre Blütezeit hatte. Er liest sich stellenweise fast comicartig, die Worte entfalten eine immense Bildkraft, wohingegen es den Figuren an Tiefgang fehlt, was aber durchaus so gewollt ist. »Murgunstrumm« zu lesen ist wie die Fahrt auf einer Achterbahn ohne Sicherheitsgurt, die Erzählung wird kontinuierlich nach vorne gepeitscht und der Leser hängt nahezu atemlos an den Zeilen. Die Atmosphäre ist düster und dräuend – so würde man sich eine der dunkelsten Folgen der legendären Serie »Twilight Zone« vorstellen, und es macht einen Heidenspaß, das zu lesen.

Das Buch ist wunderschön gestaltet und passt in seiner Optik perfekt zur düsteren Geschichte. Das Werk selbst ist in schwarz gehalten mit dazu korrespondierendem Buchschnitt. Das orange Lesebändchen findet seinen Gegenpart im gleichfarbigen Titel. Das sieht alles wunderschön und stimmig aus, alternativ hätte man Titel und Lesebändchen vielleicht auch in Blutrot designen können. Das hätte vortrefflich zum blutigen Treiben im »Grey Toad Inn« gepasst, aber sei’s drum. Schon auf dem Titelbild prangt das widerwärtige Faktotum Murgunstrumm, der in den dunklen Gewölben des Höllenhauses noch ganz andere Dinge zu tun hat, als den Gästen Speise und Trank zu servieren. »Murgunstrumm«, der Roman, wirkt wie ein bitterböser, zynischer Krimi Noir der schwärzesten Sorte, nur das hier die Bösewichte keineswegs menschlicher Natur sind.

Ein kurzer, sehr düsterer und ungemein unterhaltsamer Trip in das allerfinsterste Herz Amerikas, auf den man sich gerne noch einmal begeben möchte.

Hugh B. Cave: Murgunstrumm | Deutsch von Susanne Picard
Festa Verlag 2021 | 208 Seiten | Jetzt bestellen