Harlan Coben: Das Spiel seines LebensDer Sportagent Myron Bolitar versucht seinem Klienten, dem Profi-Footballspieler Christian Steele, einen für sie beide gewinnbringenden Vertrag zu verschaffen. Doch die Branche ist ein Haifischbecken und jeder versucht den anderen zu übervorteilen. Myron ist selbst ehemaliger Footballspieler und lässt sich nicht einschüchtern oder im Preis drücken. Doch dann gerät Christian unter Mordverdacht. Er soll seine Verlobte Kathy umgebracht haben, die spurlos verschwunden ist. Kathys Schwester Jessica glaubt nicht an seine Schuld und beauftragt Myron Bolitar, den Fall aufzuklären. Sie muss ihn nicht lange bitten, denn auch er hat großes Interesse daran, die Unschuld seines besten Klienten zu beweisen.

Neben zahlreichen Einzelromanen gibt es in Cobens umfangreichem Werk auch eine langlebige Serie, die bisher elf Bände umfasst. Dies ist der erste Roman um den Sportagenten Myron Bolitar. Ein Berufszweig, dem ich – sagen wir mal – nicht allzu viel Interesse entgegenbringe. Doch das ist hier nebensächlich, da Myron die meiste Zeit über ohnehin Detektivarbeit leistet.

Das Hörbuch beginnt sehr ungewöhnlich mit einigen Absätzen, die klingen, als würden sie die Geschehnisse eines Vorgängers erzählen. Die Irritation ließ sich erst durch einen Blick in die gedruckte Fassung klären, denn hier wurde der Klappentext an den Anfang des Hörbuchs gesetzt. Eine seltsame Praktik, die ich bisher noch nicht erlebt habe und auch nicht weiterempfehlen würde. Mir hat es den Einstieg in das Buch gründlich verdorben.

Wie bei Coben üblich, werden mehrere Fälle auf einmal bearbeitet, die sich meist überschneiden. »Das Spiel seines Lebens« war wohl von Anfang an als Serie geplant, denn es werden eine Menge Bälle in die Luft geworfen, um sie für spätere Bände zu nutzen. Die Schwester der mutmaßlich Ermordeten war früher mit Myron liiert, und der Vater der beiden Frauen wurde aus bisher ungeklärten Gründen ermordet. Dazwischen muss sich Myron auch noch mit brutalen Konkurrenten auseinandersetzen, die ihn aus dem Geschäft drängen wollen. Das ist natürlich sehr unterhaltsam geschrieben und macht Spaß.

Serienheld Myron unterscheidet sich von den Hauptfiguren in Cobens Einzelromanen, bei denen es sich meist um harmlose Männer handelt, die unverschuldet in eine Verschwörung oder eine Krise geraten, die ihre Welt zusammenbrechen lässt. Myron dagegen behält immer die Kontrolle, ist jeder Situation gewachsen und jedem Gegner überlegen. Er ähnelt dabei sehr der Figur des Jack Reacher in den Romanen von Lee Child. Allerdings verfügte der nicht über einen so großartigen Sidekick.

Ich mag beide Arten von Hauptfiguren, und sie bieten nicht nur dem Leser Abwechslung, sondern sicher auch dem Autor beim Schreiben. Auf jeden Fall hat die Myron-Bolitar-Reihe mit »Das Spiel seines Lebens« einen soliden und unterhaltsamen Start hingelegt. Obwohl es sich um einen der ersten Romane von Coben handelt, erkannt man hier bereits die Qualitäten, die seine Bücher ausmachen. Es mangelt noch ein wenig an der Raffinesse späterer Werke, aber er beweist bereits ein gutes Händchen für Nebenfiguren, die man liebt zu hassen. Ich werde dranbleiben.

Harlan Coben: Das Spiel seines Lebens | Deutsch von Gunnar Kwisinski
Gelesen von Detlef Bierstedt | Dauer: 10:23 Std.
Der Hörverlag 2019 | Jetzt bestellen

Taschenbuch:
Harlan Coben: Das Spiel seines Lebens | Deutsch von Gunnar Kwisinski
Goldmann 2016 | 384 Seiten | Jetzt bestellen