Guillermo del Toro, Chuck Hogan: Die Schatten2019: Die junge FBI-Agentin Odessa Hardwick verfolgt gemeinsam mit ihrem Partner einen fliehenden Mörder. Bevor sie ihn fassen können, dringt der zuvor unbescholtene Mann in sein Haus ein und tötet seine eigene Familie, bevor er selbst erschossen wird. Nur seine Tochter überlebt. Als Odessas Partner das Mädchen in Sicherheit bringen will, scheint er plötzlich den Verstand zu verlieren und bedroht das Kind mit einem Messer. Als Odessa die Ursache dieser Ereignisse klären will, stößt sie auf einen ehemaligen FBI-Agenten.

Im Jahr 1962 reist der erste schwarze FBI-Agent Earl Solomon in ein kleines Südstaaten-Städtchen, um dort den Lynchmord an einem Weißen aufzuklären. Ein mysteriöser englischer Gentleman steht ihm dabei zur Seite.

Im London des Jahres 1582 misslingt eine Geisterbeschwörung und die geliebte Ehefrau von Hugo Blackwood verfällt zunächst dem Wahnsinn und findet schließlich den Tod.

Ich wusste vorher nichts über den Inhalt des Romans, weil mir die beiden Autoren reichten, um neugierig zu sein. Im Nachhinein muss ich gestehen, dass ich ziemlich schnell hinter das Geheimnis gekommen bin, aber das mag daran liegen, dass ich letztes Jahr einen Roman mit demselben Thema und einem ähnlichen Titel veröffentlicht habe. Deshalb fand ich es sehr interessant, wie die beiden Autoren an dieses Thema herangegangen sind.

Der mexikanische Filmemacher Guillermo del Toro ist nach »Pans Labyrinth«, »The Shape of Water« und »Hellboy« wohl jedem Filmfan ein Begriff. Chuck Hogan verfasste mehrere Thriller, darunter auch die Vorlage zum Ben-Affleck-Film »The Town«. Ich las 1998 sein erstes Buch »Hornissennest«, das bei dtv erschien und immer noch zu meinen Lieblingsthrillern zählt. Gemeinsam verfassten sie bereits die »The Strain«-Trilogie.

Die erste Hälfte des Buches ist ungeheuer spannend. Auf drei Zeitebenen werden Ereignisse geschildert, die miteinander in Zusammenhang stehen. Das hat sehr viel von »Akte X« und ein wenig von »Mississippi Burning«. Je länger der Leser im Unklaren über die Zusammenhänge bleibt, desto höher die Spannung. Doch dieser Zustand lässt sich natürlich nicht ewig in die Länge ziehen. Irgendwann ist die Katze aus dem Sack und das Staunen nicht so groß wie erwartet.

Ab der Mitte lässt das Buch ziemlich nach und man wird das Gefühl nicht los, dass hier noch nicht das komplette Pulver verschossen werden soll, schließlich wollen die Autoren ja wie bei »The Strain« eine Serie etablieren und am besten auch wieder eine Fernsehserie daraus machen. Der Untertitel »Die Blackwood-Aufzeichnungen 1« ist da schon ein sehr deutlicher Hinweis.

Der Showdown reißt zwar einiges wieder heraus und ist wirklich spannend, doch insgesamt gibt der Roman schon die Formel für die nächsten Bände vor. Da die Autoren zudem die Gelegenheit für einen wirklich krassen Cliffhanger einfach sausen lassen, der sich geradezu aufdrängt und mich zum Weiterlesen gezwungen hätte, hält sich meine Neugier auf den nächsten Band stattdessen in Grenzen. Wahrscheinlich warte ich lieber auf die Fernsehserie.

Guillermo del Toro, Chuck Hogan: Die Schatten | Deutsch von Kristof Kurz
Gelesen von Matthias Lühn | Dauer: 11:03 Std.
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Taschenbuchausgabe:
Guillermo del Toro, Chuck Hogan: Die Schatten | Deutsch von Kristof Kurz
Heyne 2021 | 416 Seiten | Jetzt bestellen