George Saunders: Fuchs 8Zuers möchte ich sagen, Enschuldigung für alle Wörter di ich falsch schreibe. Weil ich bin ein Fuks! Und schreibe oder buchstabire deshalb nich perfekk. Aber jezz kommt wi ich gelernt hab so gut zu schreiben und buchstabiren wi ich es tue!

Eines Tages wi ich an ein von oiern Mänschenhoisern langlauf und alles was spannend is mit der Schnauze schnüffel hör ich von drinn ein ser komisches Geroisch. Stellt sich raus was das Geroisch war is di Mänschenstimme wi si Wörter macht. Di hörten sich super an! Di hörten sich an wi schöne Musik! Ich hörte mir dise Musikwörter an bis di Sonne unterging und dann plözzlich dachte ich holla Fuks 8 du verrükkte Nus wenn di Sonne unterget wird di Welt dunkel huschhusch nach Hause sons is Gefar!

Der schmale Band erzählt die Geschichte von Fuchs 8, der aus Neugier die Nähe der Menschen sucht und Gefallen an ihrer Sprache findet. Abend für Abend lauscht er an einem geöffneten Fenster den Gutenachtgeschichten für die Menschenkinder und lernt dadurch »Mänschisch«.

Eines Tages kommen Lkw und beginnen, den Wald abzutransportieren. Die Füchse verlieren alle ihre Nahrungsquellen. Dann kommen andere Lkw und bringen Sachen, die aufeinander gebaut werden. Ein Einkaufszentrum entsteht. Als Fuchs 8 den Begriff »Fressmeile« hört, wagt er sich mit einem befreundeten Fuchs in das Menschengebäude hinein. Keine gute Idee.

Mit kleinen versteckten Spitzen lässt Saunders seinen Fuchs von den Menschen erzählen. Manchmal verspielt, oft genug richtig böse, aber immer treffend und erhellend. Die scheinbar simple Sprache der Geschichte und die eigenwillige Rechtschreibung verstärken die Wirkung dieser Wahrheiten nur noch. Und sie sorgen auch für den Humor, wenn Fuchs 8 die Handlungsweise der Zweibeiner zu deuten versucht und Vergleiche zu den Märchen zieht, die er den Gutenachtgeschichten abgelauscht hat.

Die deutsche Fassung dürfte eine Herausforderung für Übersetzer Frank Heibert gewesen sein, da er für die fehlerhaften englischen Wörter deutsche Entsprechungen finden mussten. Ich vermute allerdings, dass es ihm auch eine Menge Spaß bereitet hat. Viele Wörter muss man mehrmals lesen, um ihre Bedeutung zu erkennen, aber es sind auch einige ganz wunderbare Wortschöpfungen dabei.

Mit seinem Erzählband »Zehnter Dezember« ist George Saunders der weltweite Durchbruch gelungen und sein erster Roman »Lincoln im Bardo« war ein großer Erfolg. Ich würde als Einstieg in sein Werk aber seine beiden ersten Erzählbände »Bountyland« und »Pastoralien« empfehlen, die formal und stilistisch noch wesentlich konventioneller waren, aber starke Geschichten in gut gewählten Sätzen erzählten. Auf jeden Fall lohnt es sich, diesen großartigen Autor zu entdecken.

Erst vor wenigen Wochen ist unter dem Titel »Herzlichen Glückwunsch übrigens: Ein paar Gedanken zur Güte« seine Abschlussrede vor Studenten der Universität von Syracuse erschienen, die großes Aufsehen erregte.

George Saunders: Fuchs 8 | Deutsch von Frank Heibert
Luchterhand 2019 | 56 Seiten | Leseprobe und mehr | Bestellen