Mit »Skalpjagd« veröffentlichte Frauke Buchholz erneut einen Kanada-Krimi, der sich der indigenen Bevölkerung widmet. Es ist der dritte Fall für Ted Garner. Dieser ist einer der erfolgreichsten Profiler der Royal Canadian Mountain Police (RCMP) und zu Besuch auf einem Kongress von Psychologen in Vancouver. Die Vorträge rauschen an ihm vorbei, manche hält er für esoterischen Unfug. Abends an der Hotelbar wird er von einer Dame angesprochen, die selbst einen Vortrag gehalten hat. Sie heißt Hofstätter und stammt aus Österreich. Sie flirtet mit Garner und überredet ihn, mit ihr einen Ausflug in die Reservation zu machen und dort einer Zeremonie der Indigenen beizuwohnen.
Während der Sitzung wird eine halluzinogene Droge verabreicht, die die Teilnehmenden in eine Trance versetzt. Auch Ted Garner. Als er in einem einsamen Tipi wieder zu sich kommt, findet er neben sich die Psychologin tot vor. Überall liegt Blut, sie ist brutal erstochen und skalpiert worden. Ein Messer liegt am Boden. Garner ergreift es und bekommt Panik. Er flieht, weil er es gewesen sein könnte, der die Frau erstochen hat.
Parallel dazu gibt es die Geschichte von Frank Lombardi, einem depressiven Detective der Royal Canadian Mountain Police. Er und seine Kollegin Nora Jackson erfahren von dem Opfer in der Reservation und werden mit der Lösung des Falls beauftragt. Da es höchstwahrscheinlich um Mord geht, ist die RCMP und nicht die Stammespolizei zuständig.
Das Wechselspiel der beiden Erzählstränge funktioniert hervorragend. Garner ist als ehemaliger Profiler nicht einfach nur auf der Flucht. Er versucht, sich Klarheit zu verschaffen und beginnt nach einem Täter zu suchen, noch immer unsicher darüber, ob er die Tat nicht selbst begangen hat. Lombardi und Jackson kommen ihm durch unterschiedliche Hinweise auf die Spur. Für sie zählt Garner zu den Hauptverdächtigen. Sie schreiben ihn deshalb zur Fahndung aus. Garner ist verwundert, wie schnell die Polizei hinter ihm her ist und woher sie die Informationen über seinen Aufenthalt bekommen.
Frauke Buchholz liefert ihren Leserinnen und Lesern in »Skalpjagd« umfassende Informationen über die Situation der amerikanischen Ureinwohner. Sie beschreibt ihre Traditionen, ihre Gefühle und die Umstände, unter denen sie in der kanadischen Gesellchaft leben müssen. Die detaillierten Darstellungen der Landschaft und Regionen in British Columbia beeindrucken. Spannung wird nicht nur durch den Kriminalfall erzeugt. Rückblenden zu einen Krieg in Nahost mit den Gedanken eines Soldaten geben der Leserschaft Anlass zu weiteren Spekulationen. Die Charaktere sind authentisch und gut ausgearbeitet. Ihre Handlungen und Gedanken sind nachvollziehbar und tragen zur Glaubwürdigkeit der Geschichte bei.
Einziger Minuspunkt aus meiner Sicht: die überlangen Absätze, die sich oft über viele Seiten erstrecken. Den Augen werden zu wenig Pausen gegönnt. Trotzdem ist »Skalpjagd« ein wärmstens zu empfehlender Krimi, fesselnd geschrieben und ein Thema beleuchtend, das mir persönlich sehr am Herzen liegt. Also, greift zu!
Frauke Buchholz: Skalpjagd | Deutsch
Pendragon 2024 | 288 Seiten | Jetzt bestellen