Wenn man in einem Buch auf einem Satz wie »Reißen Sie sich zusammen, Kerl!« stößt, hat man es garantiert mit einem Werk älterer Bauart zu tun. Ein Blick ins Impressum verriet mir, dass Menschen zumindest im Jahr 1966 so miteinander kommunizierten. Da ich gern vergilbte Schmöker aus dem Antiquariat lese, passiert mir das öfter.
Ein anderes Buch, nämlich »Wer die Nachtigall stört …« aus dem Jahr 1962, kann mit Sätzen wie »Sie hatte Flußbootmanieren« und Begriffen wie »Klatschbase« aufwarten. Klar, dass Nostalgiker meines Schlages Wörter wie »Humbug«, »Bratkartoffelverhältnis«, »Fisimatenten«, »knorke«, »Schabernack«, »Mumpitz«, »Ratzefummel«, »Wuchtbrumme« und »Hupfdohle« geradezu kollossal finden. Ich würde sogar die Behauptung aufstellen, es ist mir ein Labsal, solch antiquierte Kleinodien zu benutzen.
Deshalb war ich auch neulich etwas konsterniert, als ich las, was für neue Wörter den Sprung in die neue Auflage des Dudens geschafft haben. 5000 neue, meist anglizistisch angehauchte Einträge, kann man in der 26. Auflage des Standardwerks finden. Von »Flashmobs« und »Shitstorms« ist da die Rede und von »Finanztransaktionssteuer« und »Schuldenschnitt«. Da wird einem alten Hagestolz auf seiner kecken Chaiselonge (im Dachgeschoss seines Elfenbeinturms) ganz blümerant zumute. Die Frage ist: Wer braucht so was?
Statt »Vollpfosten« kann an doch auch »Flitzpiepe« sagen, statt »Spacko« ginge auch »Dumpfbacke«. Und warum nicht »Ringelpietz« statt »Merengue«; »Dösbaddel« statt »Digital Native«, oder »Rumgezappel« statt »Zumba«? Nichts gegen neue Wörter, aber müssen sie unbedingt so langweilig wie »wellnessen« sein?
Schlimmer ist, wenn schnieke alte Wörter dafür in Vergessenheit geraten. Ich selbst habe meinen famosen Sprachschatz der seligen Frau Dr. Erika Fuchs zu verdanken. Die geniale Übersetzerin betreute über Jahrzehnte die deutsche Ausgabe der Micky Maus und prägte mit solch hinreißenden Wortschöpfungen wie »mir käst das Gehirn« mehrere Generationen. Doch von der Fuchsschen Fabulierfreude ist offenbar nichts geblieben.
Mit Grausen harre ich des Tages, an dem sich Tick, Trick und Track mit »Hey Alter, ey!« anreden. Der Verein Deutsche Sprache sieht es ähnlich. Dort wurde der Duden 2013 als »Sprachpanscher des Jahres« nominiert. Donnerlittchen!