Das Konzept von »Fables« ist einfach genial: Alle Märchenfiguren sind real. Sie mussten fliehen, nachdem die Märchenwelt vom Bösen überrannt wurde, und leben nun unerkannt unter den Menschen. Zumindest jene von ihnen, die ein menschenähnliches Aussehen besitzen. Alle anderen müssen auf einer abgelegenen Farm auf dem Lande leben, wo sich niemand über sprechende Tiere wundert.
Viele altbekannte Märchengestalten tummeln sich in Fabletown. Oft in verschlüsselter Form, so dass man etwas Zeit braucht, um sie zu erkennen. Darüber hinaus gibt es auch amerikanische Mythengestalten wie Paul Bunyan und sein blauer Ochse Babe sowie die arabische Märchenwelt aus 1001 Nacht, stellvertreten durch Botschafter Sindbad.
Obwohl schon weit über hundert Ausgaben erschienen sind (auf deutsch in Form von bisher 19 Sammelbänden), zeigt die Serie keine Ermüdungserscheinungen. Kein Wunder, denn viel zu groß ist das Material, auf das die Schöpfer zurückgreifen können. So gibt es schon drei Unterserien: »Jack of Fables«, der mit der Bohnenranke; »Cinderella«, die als Geheimagentin im Dienste der Märchenwelt James-Bond-Abenteuer bestehen muss; »Fairest«, die sich ausschließlich den Frauenfiguren der Fables widmet.
Die Grundidee wurde auch in der Fernsehserie Once upon a time aufgegriffen. Man muss allerdings sagen, dass deren Geschichten nie an die der Comics heranreichten. »Fables« hat alles, was man sich von guter Unterhaltung wünscht. Die Comics sind intelligent, spannend und humorvoll. Es sind allerdings keine Geschichten für Kinder, da die Erzählweise oft zu anspruchsvoll ist und auch Sex und Gewalt in gemäßigter Form darin vorkommen.
Mit dem schier unerschöpflichen Fundus an Charakteren kann die Serie noch viele Jahre weiterlaufen. Wenn dies weiterhin auf solch hohem erzählerischen Niveau geschieht, können wir uns alle das nur wünschen.
Bill Willingham: Fables | Bisher 19 Bände
Panini 2006 – 2013 | Jetzt bestellen