»Mr. Crane« von Andreas Kollender lässt vom Titel her auf eine Biografie schließen, ist aber ein Roman. Erzählt wird die Geschichte von Elisabeth und ihrer Liebe bzw. Verbundenheit zu zwei Männern. Den einen lernt sie als Krankenschwester im Jahr 1900 kennen. Es ist der amerikanische Schriftsteller Stephen Crane, den es tatsächlich gab und der im Schwarzwald seine Tuberkulose zu bekämpfen versuchte.
Den anderen begegnet sie 1914. Elisabeth ist inzwischen Oberschwester und pflegt den Kriegsverletzen Bernhard Fischer. Er liegt im selben Zimmer, in welchem 14 Jahre zuvor Stephen Crane gelegen hatte.
Bernhard Fischer spricht nicht, dafür zeichnet und malt er. Und er kennt die Werke von Crane. Deshalb vergleicht Elisabeth die beiden Männer miteinander und erzählt Fischer von der kurzen Zeit, die sie mit Mr. Crane verbracht hatte, von jenen acht Tagen im Jahr 1900, als Crane in Badenweiler seine Tuberkulose zu heilen versuchte. Diese Erlebnisse stehen auch im Mittelpunkt des Romans.
Es ist eine Liebesgeschichte. Der Amerikaner bedeutet Elisabeth viel. Immerhin hat er ein Buch über sie geschrieben. So scheint es zumindest. Denn die Erzählung »The Monster« handelt von einem Menschen, dessen Gesicht zerstört wurde, als er versuchte andere Menschen zu retten, und Elisabeth hat in Folge eines Brandes eine zerstörte Gesichtshälfte.
Kollender schreibt einfühlsam über die Beziehungen seiner Figuren zueinander. Langsam baut sich das Geflecht auf und schnell möchte man wissen, wie es in beiden Handlungssträngen weitergeht. Diese sind zwar klar getrennt, zu Beginn dennoch etwas verwirrend. Denn in beiden Erzählsträngen liegt ein schwerkranker Mann im Bett und wird von Elisabeth gepflegt. Doch schon nach wenigen Kapiteln ist man im Rhythmus.
Kollenders Sprache ist poetisch. Die Reflexionen von Elisabeth auf das Leben und ihre Umwelt regen zum Nachdenken an. Eine wunderschöne, sehr zu empfehlende Lektüre.
Andreas Kollender: Mr. Crane | Deutsch
Pendragon 2020 | 256 Seiten | Jetzt bestellen