Agatha Christie: Der WachsblumenstraußAls der alte Abernethie unerwartet stirbt, sind die Erben in freudiger Erwartung. Zum einen hinterlässt der Unternehmer ein nicht unwesentliches Vermögen, zum anderen kann jeder der Bedachten eine größere Finanzspritze gut gebrauchen. Geldnot in Folge von Verschwendungssucht, Lotterleben, dubiosen Zukunftsplänen oder schlicht schnöder Gier scheint in dieser Sippschaft an der Tagesordnung zu sein.

Besondere Aufmerksamkeit zieht während eines Hinterbliebenentreffens seine Schwester Cora auf sich, die ohnehin immer schon ein wenig als das schwarze Schaf der Familie galt und den Ruf hat, unbequeme Wahrheiten zur unpassendsten Gelegenheit zu verkünden. So auch dieses Mal: Für sie besteht offenbar kein Zweifel daran, dass ihr Bruder Richard ermordet wurde, allerdings liefert sie keinerlei Beweise für ihre Behauptung, hinterlässt im Kreise der Familie jedoch den Eindruck, mehr zu wissen als die übrige Sippschaft. Kurze Zeit später wird die Erbengemeinschaft durch einen widerwärtigen Mord erschüttert: Cora wird brutal mit einer Axt erschlagen und nun geht die Angst um. Warum musste sie sterben? Was wusste sie? Kannte sie den Mörder Richards vielleicht und musste verhindert werden, dass sie plaudert? Wird es weitere Morde geben und wenn ja – wer wird dann das nächste Opfer?

Mr. Entwhistle, eigentlich Notar im Ruhestand, war ein alter Freund des Verstorbenen und deshalb ist es ihm bestimmt, als Testamentsvollstrecker in dieser Sache zu fungieren. Coras Bemerkung lässt ihn beunruhigt zurück und er beginnt, auf eigene Faust Ermittlungen anzustellen, kommt damit jedoch nicht allzu weit. Immerhin sorgen seine Erkenntnisse dafür, dass sich sein Unbehagen verstärkt, und so wendet er sich schließlich an Hercule Poirot, der den Auftrag bekommt, Coras Mörder zu entlarven und zu klären, ob denn überhaupt Richards Tod natürlichen Ursprungs war oder ob auch dort »nachgeholfen« wurde. Der zur Arroganz neigende brilliante Geist mischt sich zunächst inkognito unter die Verdächtigen, aber er wird recht schnell enttarnt, was ihn aber natürlich nicht davon abhält, in gewohnt souveräner Manier auch diesen verzwickten Fall zu lösen.

Wer mit den berühmten Miss Marple-Filmen mit Margaret Rutherford vertraut ist, wird augenblicklich stutzen. Im Film löste diesen Fall doch Miss Marple! Das ist korrekt, allerdings wurde die Geschichte von der Filmindustrie seinerzeit kurzerhand der betagten Amateurdetektivin auf den Leib geschrieben, da diese zu jener Zeit schlicht angesagter war, als der selbstverliebte belgische Schnurrbartträger.

Geld regiert natürlich auch die Welt der großen Bilder. Agatha Christie war davon offenbar wenig begeistert, aber es war wohl kein Problem, das man nicht mittels einer entsprechenden finanziellen Entschädigung lösen konnte.

Agatha Christie: Der Wachsblumenstrauß | Deutsch von Ursula Wulfekamp
Atlantik 2016 | 288 Seiten | Jetzt bestellen