Kate Atkinson: LiebesdiensteÄchzend vor Anstrengung schob er das Rhinozerosgewicht von sich herunter, setzte sich auf (unter großen Mühen und Schmerzen etc.) und blickte auf seine Uhr.

An Stellen wie dieser mit dem »etc« weiß man in dem Krimi »Liebesdienste« nicht mehr so ganz, ob er nicht doch eher eine Parodie auf Kriminalromane ist als alles andere.

Der Eindruck wird dadurch verkompliziert, dass einer der Protagonisten ein mittelmäßiger Krimi-Autor ist, dessen Krimis durch ihre Realitätsferne dann wohl doch eher die Glaubwürdigkeit von Atkinsons eigenem herausbringen sollen. Oder doch nicht?

Man könnte das »etc« auch als charakteristisches Merkmal der Figur sehen, in deren Gedankenstrom es auftaucht, denn Jackson Brodie ist ein erfahrener, fast abgebrühter Ex-Polizist, Ex-Soldat und Privatdetektiv, der allein in diesem Buch zu dem Zeitpunkt des »etc« schon mehr als eine schmerzhafte körperliche Konfrontation mit Angreifern hinter sich hat.

Jedenfalls häufen sich die Zufälle und merkwürdigen Begegnungen und Begebenheiten in der Geschichte sehr, wobei Brodie betont: »Ein Zufall ist lediglich eine Erklärung, die noch auf sich warten lässt.« Die Figuren sind alle etwas zu sehr vom Schicksal gebeutelt, und am Ende geht alles etwas zu gut aus.

Unterhaltsame Lektüre für ein paar Stunden.

Kate Atkinson: Liebesdienste | Deutsch von Anette Grube
Droemer/Knaur 2008 | 492 Seiten | Jetzt bestellen