After all those years of all kinds of abuse and crashing into trees at eight miles an hour and jumping off buildings and living through overdoses and liver disease, I feel better now than I did ten years ago. I might have some scar tissue, but that’s all right, I’m still making progress. And when I think ›Man, a fucking motel room with a couple of thousand dollars‘ worth of narcotics would do me right‹, I just look over at my dog and remember Buster’s never seen me high.
Wenn den selbsternannten Kontrollfreak Anthony Kiedis mal wieder der »Drogenrappel« gepackt hatte, stellte er sich auf die Begegnung mit einem »800 Pfund Gorilla« ein, der ihm in Form von Heroin, Kokain, Speedballs etc. etliche Knock Outs verpasste.
Glücklicherweise ist »Scar Tissue« kein Requiem auf einen Rockstar, sondern ein Buch, das gut 500 Seiten starken Stoff abliefert, in dem der Sänger und Songschreiber der Red Hot Chili Peppers detailliert schildert, wie seine zahlreichen seelischen und auch physischen Narben ihn zu dem machen, was er heute ist. Schon mit dem Beginn seiner frühesten Jugend startet Kiedis mit tatkräftiger Unterstützung seines Vaters seine Drogenkarriere, die ihn im weiteren Verlauf seiner außergewöhnlichen Karriere als Musiker immer begleitet hat.
So viel man auch über seine Drogenexzesse erfährt: Der Rest seiner hochinteressanten Lebensgeschichte und die Geschichte der Band kommen nicht zu kurz. Die kreative Stimmung des Punk im Los Angeles der 80er Jahre und die Aufbruchstimmung, die Anfang der 90er Jahre mit dem Westcoast-Grunge eine musikalische Revolution auf der gesamten Welt einleitete, fängt Kiedis in wunderbaren Geschichten ein. Beim Leser bleibt das Gefühl zurück, ganz nahe am Geschehen gewesen zu sein.
So ist das Buch auch ein wichtiges musikgeschichtliches Dokument. Die vielen Frauengeschichten, die mit dem Leben eines Rockstars nunmal untrennbar verknüpft sind, füllen zahlreiche Seiten dieses Werkes, aber es wird nicht langweilig, weil Kiedis selbstentlarvend intime Einblicke in seine Psyche preisgibt.
Natürlich findet man auch Einiges, das Anlass zu Klatsch und Tratsch gibt, aber das ist zum einen unausweichlich in einem solchen Werk. Zum anderen dürfte auch die intellektuelle Leserschaft (wenigstens insgeheim) ihren Spass daran finden. Der Leser bekommt eine gute Mischung aus Sex, Drugs und Rock’n’Roll geboten, und die wirkt keineswegs aufgebrüht.
»Scar Tissue« besitzt eine klare Sprache, die aber weder billig noch uninspiriert wirkt. Wie Musik und Texte seiner Songs, so ist auch die Biografie von kraftvoller und manchmal poetischer Qualität. Kiedis Sprache zeichnet sich durch Einfühlungsvermögen und Ernsthaftigkeit aus. Der Text wirkt an einigen Stellen schlicht wie die Schilderung eines Bewusstseinsprozesses eines »gewöhnlichen« Drogenabhängigen. Glaubwürdig und aufschlussreich erscheinen die Berichte von den Meetings der anonymen Alkoholiker.
Schließlich erfährt der Leser auch viel über die Freundschaft zu den anderen Band-Mitgliedern, eine Freundschaft, die eine Grundlage der großartigen Peppers-Musik ist. Als schöne Zugabe sind etliche Fotos von Anthony Kiedis und seinen Liebsten in das Buch eingebunden.
Für mich ist »Scar Tissue« eine der besten Biografien, die ich gelesen habe. Das sage ich nicht nur als großer Fan der Red Hot Chili Peppers, sondern auch als verwöhnter Leser. »Scar Tissue« ist funky fucking cool!
Anthony Kiedis: Scar Tissue: Der Sänger der Red Hot Chili Peppers – Die Autobiographie
Deutsch von Axel Henrici | Kiepenheuer & Witsch 2005 | 432 Seiten | Jetzt bestellen
Jau, Olivero! Prima, dass du das Buch ansprichst, bin auch RHCP-Hörer und habe das Erscheinen seiner Bio gar nicht mitbekommen.
Yo Tiny! Unbedingt lesen;) Habs echt verschlungen…