raumschiff_titanic

Gedankenverloren blätterte ich 1999 in einem Bestellkatalog von Zweitausendeins – bis ich auf das Raumschiff Titanic stieß, ein Computerspiel von Kultautor Douglas Adams. Eine Entdeckung mit Folgen.

Jules Verne trifft Monty Python. So lässt sich das Computerspiel Raumschiff Titanic am besten beschreiben. Das Geniale daran ist neben den faszinierenden Grafiken im Fin-de-siècle-Stil und dem anarchischen Python-Witz die Tatsache, dass man die gestellte Aufgabe, das führerlos durch das Universum treibende Sternenschiff samt durchgeknallter Bordroboter repariert zur Erde zurückzubringen, eigentlich nicht lösen kann. Zumindest nicht allein. Es bedarf schon die Hilfe von Spoilern oder besser noch: von anderen Sternenreisenden. Letztere versammelten sich 1999 in einem Internetforum, das von Adams‘ einstiger Ideenagentur The Digital Village kreiert worden war.

Sinn des Spiels war somit nicht nur das Spielen, sondern auch das Chatten. Und das tat ich und lernte – dem eigentlichen Anliegen von Adams entsprechend – jede Menge interessanter Leute kennen. Seltsamerweise chattete ich mit den anderen im Forum versammelten Titanic-Kapitänen und -Kapitänsanwärtern auch dann noch, als ich das Spiel schon zweimal zu Ende gespielt hatte. Thema war inzwischen alles Mögliche, allerdings weniger das Lösen der Aufgaben an Bord der Titanic.

Und dann kam, was kommen musste: ein erstes mehrtägiges Treffen der Forummitglieder. Es fand im Jahr 2000 in Göttingen statt. 2001 trafen wir uns in Wien, 2002 wieder in Göttingen, 2003 in Belgien und 2004 im südlichen Sachsen-Anhalt. Bei jedem dieser Meetings hatten wir eine Menge Spaß (was soll man auch sonst von Leuten erwarten, die sich für Douglas Adams und Monty Python begeistern können).

Lediglich im Mai 2001 wurde unsere Partyfreude getrübt, als nämlich der von uns verehrte Schriftsteller ohne jede Vorankündigung und um mindestens 120 Jahre zu früh verstarb. Kein Douglas Adams mehr, von einem Tag auf den anderen. Und genauso schnell wie Adams verschwand auch das Starship-Titanic-Forum.

In jenen Tagen hatte ich gerade die Domain wortmax.de angemeldet. Eigene Arbeiten und/oder Texte wollte ich unter dieser Adresse im Internet präsentieren. Doch Adams‘ plötzliches Ableben durchkreuzte diese Pläne. Zwar veröffentlichte ich unter wortmax.de eine Handvoll eigener Texte, in erster Linie wurde wortmax jedoch das neue Zuhause der kurzzeitig sogar real umher irrenden Titanic-Kapitäne und solcher, die es werden wollten. Dementsprechend bunt und konzeptlos waren die Seiten. Aber schön war’s dennoch.

Drei Jahre lang, bis zum Frühjahr 2004. Dann war es an der Zeit, die Mütze des Chefkapitäns an ein anderes Forummitglied zu übergeben und wortmax für das freizumachen, was hier zu lesen ist. Bedeutete dies gleichzeitig das Ende der titanischen Kapitänsgemeinde? Mitnichten. Sie treffen sich noch immer – jedes Jahr in Echt und täglich in einem neuen Forum, das von der Gestaltung her an das Digital-Village-Originalforum von 1999 angelehnt ist.

Darüber hinaus sind die Domains www.raumschifftitanic.de und www.starshiptitanic.de inzwischen im festen Besitz der ST-Community. Die letzten 70 originalverpackten Spiele haben wir darüber verhökert. Seit dem Ausverkauf stellt die dort hinterlegte Website, ein kleines Geschenk von wortmax an Kapitänin Juschka, eine Erinnerung dar; eine Erinnerung an Douglas Noel Adams und natürlich auch an die guten alten Zeiten, als wir zum ersten Mal bei Empfangsbot Marsinta Drubisch um ein Upgrade in die zweite Klasse des Raumschiffs Titanic bettelten.

Das Spiel ist inzwischen nur noch gebraucht zu bekommen. Hin und wieder wird es bei ebay versteigert, zu einem Preis von 25 bis 30 €, Tendenz steigend.