Joseph O’Connor: Redemption FallsHe writes like one who knows how to hurt. It is rarely what you say, but what you omit, that hurts. Hurt is a matter of editing.

In »Redemption Falls« rekonstruiert ein hochinteressanter, kreativer Erzähler die Geschichte seiner Vorfahren zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs. Dazu zieht er alle möglichen Quellen heran – Augenzeugenberichte, Schriftstücke, Zeitungen, Gedichte, Tonbandaufnahmen. Darunter sind, wie er offen zugibt, auch Fälschungen. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die Quellen sich gegenseitig widersprechen und relativieren.

Doch der Reiz besteht gar nicht darin, die Wahrheit zweifelsfrei herauszufinden, sondern den Figuren gerade durch die verschiedenen Perspektiven näherzukommen, ohne sie je ganz zu erreichen. Denn wie der Erzähler über seine Hauptfigur sagt, ist das, was man weglässt, oft das, was am meisten wehtut. Und der Erzähler ist zweifellos ein meisterhafter editor, zum Beispiel in seiner Schilderung von Eliza Mooneys Schicksal, als sie in die Hände einer Truppe von Südstaaten-Outlaws fällt:

He spits in her face.

And his next act, I will not write.

Not because I am afraid to – my fear is not the reason – and not because I believe such things are better unknown; but I have already done too much to preserve in language a man that should be permitted to rot.

›Disrespect me again, you’re cut up to shreds. Understand I aint lyin. Cost me more to take a breath.‹

She bleeds into the earth.

Ähnlich geht er vor, als Eliza sich ein paar Seiten später an ihrem Peiniger rächen darf:

She lets fall the repeater. A gun is too good for him. The throb in her palm as it clutches harder on the hilt.

Near the islands of Lake McKinley, Cole McLaurenson hears the scream. He dives before the second one … Water muffles everything except your own breathing.

He stays down as long as he can.

Drei der Hauptfiguren sind irische Einwanderer und es geht auch ziemlich viel um die Rolle der Iren im amerikanischen Bürgerkrieg (der Autor, Joseph O’Connor, ist selbst Ire). Aus der irischen Perspektive sozusagen treten die Ironien des Krieges, seine Sinnlosigkeiten, Absurditäten, Zufälligkeiten und Widersprüche, umso deutlicher hervor.

Eliza Mooney ist noch sehr jung, Tochter eines Iren und einer Sklavin. Nach einer katastrophalen Kindheit und dem Tod ihrer Mutter macht sie sich auf die Suche nach ihrem Bruder, Jeremiah. Sie überquert den ganzen Kontinent von Louisiana nach Montana.

Jeremiah wiederum ist auf dem Weg nach Kanada, auf der Suche nach seinem Vater, wird aber in Montana von dem amtierenden Gouverneur James O’Keeffe gestoppt. O’Keeffe stand wegen seines Kampfs für Irlands Unabhängigkeit in England auf dem Schafott, wurde aber begnadigt und nach Tasmanien gebracht, von wo aus er in die USA flieht. Dort heiratet er Lucia, eine New Yorkerin aus reicher Familie, aber die Ehe geht katastrophal daneben. Ähnlich katastrophal verläuft Elizas Suche. Am Ende bringen sich Eliza, O’Keeffe und Jeremiah gegenseitig um, obwohl sie sich eigentlich liebten und sich retten wollten.

In deutscher Sprache erschien »Redemption Falls« 2009 im S. Fischer Verlag, übersetzt von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié. Der Titel der deutschsprachigen Ausgabe lautet: »Wo die Helden schlafen«.

Joseph O’Connor: Redemption Falls | Englisch
Free Press 2007 | 464 Seiten | Jetzt bestellen