Ingrid Noll: Der Hahn ist totMein Gott, schoß es mir durch den Kopf, jetzt sitze ich hier mit dem Mann meiner Träume gegenüber, und wir reden über Mord und Totschlag statt über Liebe.

Der Inbegriff, wie man sich als Leser eine »alte Jungfer« vorstellt: unlustig, mürrisch und hobbylos. So ist Rosemarie Hirte, die Protagonistin in Ingrid Nolls Buch »Der Hahn ist tot«. Sie hat immer das Gefühl, ungerecht behandelt zu werden, und dieser Umstand – gepaart mit der recht spät gefundenen großen Liebe – lässt sie zur Mörderin werden.

Doch Rosi wird deshalb nicht unsympathischer, im Gegenteil. Sie wird echter, menschlicher, man würde ihr wirklich vergönnen, mit dem Mann ihrer Träume glücklich zu werden. Sie kämpft mit allen Mitteln um diese letzte Chance und geht dafür auch über die Leiche ihrer einzigen Freundin, ein Missgeschick, wenn man so will.

Das Buch offenbart die Abgründe einer zutiefst frustrierten und vor allem einsamen Seele und ist dabei ob einiger Morde doch gleichzeitig auch absurd komisch.

Ingrid Noll versteht es in »Der Hahn ist tot« perfekt, den Grat zwischen Krimi und Komödie mit Rosemarie Hirtes Plattfüßen immer wieder zu überschreiten. Ihr Erstlingswerk kann man angesichts seiner spannenden und zugleich aberwitzigen Handlung nicht aus der Hand legen.

Ingrid Noll: Der Hahn ist tot | Deutsch
Diogenes 1993 | 265 Seiten | Jetzt bestellen