Charles Bukowski: Den Göttern kommt das große Kotzen»Warum gibt es so wenig interessante Menschen?«, seufzte Charles Bukowski in sein Tagebuch. »Wenn ich nur einen mal erleben könnte, der was Außergewöhnliches sagt oder tut, es würde mir das Weiterleben schon erleichtern.«

Für seine Fans sind solche Worte nichts Neues. Sie kommen in fast jeder Geschichte des Autors vor. Für einen lakonischen Einzelgänger jammerte er ganz schön oft. Er war schon eine Mimose, der gute Hank. Ein Enttäuschter, dessen schöne Träume schon früh von der harten Realität zertrampelt wurden – so hätte er es wohl umschrieben.

Trotz aller gegenteiligen Behauptungen tippte Bukowski, das alte Schlitzohr, seine Tagebücher nicht für sich selbst, sondern für die Nachwelt. Das merkt man jeder einzelnen Zeile an. Nach seinem Ableben wurde er, wie es zu erwarten war, flugs auf ein Podest gehoben. »Den Göttern kommt das große Kotzen«, beim Anblick dieser Lobhudelei, – das schwante ihm bereits zu Lebzeiten. Deshalb heißen auch seine Tagebuchaufzeichnungen so.

Hätte er als junger Mann Tagebuch geschrieben, wäre alles wohl etwas lebendiger ausgefallen. Doch so besteht sein Leben aus Nachmittagen auf der Rennbahn und einsamen Nächten vor dem Computer. Der zweiundsiebzigjährige Buk lässt es langsamer angehen. Spannend wird das Buch erst, als Bukowski erzählt, wie ein Fernsehproduzent eine Sitcom über ihn produzieren will. Plötzlich kommt Leben in des Schriftstellers Bude. Ansonsten scheint auch das Dasein großer Künstler sehr monoton zu sein. Ein schöner Trost.

Eigentlich wollte ich keine Bücher des »zärtlichen Hurenbocks« (Zitat: »Die Welt«) mehr kaufen. Der Weltschmerz des Meisters war auf Dauer ermüdend. Als ich das Taschenbuch mit den schönen Robert Crumb-Illustrationen sah, griff ich dennoch zu. Eine gute Entscheidung, denn ich muss zugeben: Er hat mir gefehlt, der große Dirty Old Man der Literatur.

Am 9. März 2009 jährt sich sein Todestag zum 15ten Mal.

Charles Bukowski: Den Göttern kommt das große Kotzen
Deutsch von Carl Weissner | Illustriert von Robert Crumb
Kiepenheuer & Witsch 2006 | 160 Seiten | Jetzt bestellen